Auch im Aargau

Sommer-Unwetter verursachen rekordverdächtig grosse Schäden

· Online seit 08.10.2021, 20:08 Uhr
Der Sommer 2021 war ein Katastrophensommer. Gewitter mit schwerem Hagel und Hochwasser standen auf dem Programm. Das hinterlässt Spuren – vor allem in den Versicherungsrechnungen.
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Der Sommer 2021 bleibt der Schweiz als ein Katastrophensommer in Erinnerung: Nachdem im Juni fast täglich Gewitterfronten mit Hagel übers Land gezogen sind, liessen die Starkregen im Juli Flüsse und Seen über die Ufer treten. Das hinterlässt auch in den Versicherungs-Rechnungen Spuren.

Die Mobiliar rechnet in ihrer Bilanz mit einem Schadenvolumen im Umfang von rund 340 Millionen Franken. Damit reihe sich der Sommer 2021 auf dem zweiten Rang der schwersten Unwetter in der Geschichte der Mobiliar ein, heisst es auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP. An der Spitze stehe die Hochwasserkatastrophe aus dem Jahr 2005 mit Kosten von 450 Millionen Franken.

Insgesamt sind diesen Sommer bei der Mobiliar um die 70'000 Schadenmeldungen eingegangen. Bei den meisten davon handle es sich um Hagelschäden an Fahrzeugen und Gebäuden sowie an Einrichtungen nach den Hochwassern, schreibt der Versicherer weiter. Betroffen waren damit in besonderem Masse die Fahrzeug-, Hausrat- und Betriebsversicherung.

Schadensmeldungen klettern in die Höhe

Auch beim zweiten Versicherungs-Schwergewicht Axa liess der Hagel das Schadenvolumen in die Höhe klettern. Die Winterthurer rechnen für Juni aus über 33'000 Meldungen mit einer Belastung von rund 143 Millionen Franken. Etwa drei Viertel davon waren Hagelschäden an Fahrzeugen. Die diesjährigen Ereignisse hätten die Unwetter-Schäden der letzten Jahre deutlich übertroffen, meldet auch die Allianz Suisse. Waren in den ebenfalls schadenintensiven Jahren 2009, 2012 und 2013 zwischen 17'000 und 18'500 Schäden registriert worden, verzeichnete die Allianz in diesem Jahr 31'000 Meldungen mit einer Summe von rund 150 Millionen Franken.

Auch der Aargau schwer betroffen

Auch die Versicherung «Schweizer Hagel» hatte alle Hände voll zu tun. Es war das schlimmste Jahr in der 140-jährigen Geschichte des Versicherers. Auch im Aargau fordern Regen und Hagel ihren Tribut, sagt der Geschäftsführer vom Bauernverband, Ralf Bucher gegenüber ArgoviaToday.

Der regnerische und vor allem gewittrige Sommer (laut dem Meteodienst des Bundes der deutlich nasseste seit 100 Jahren) hat riesige Schäden in der Landwirtschaft verursacht. Der finanzielle Schaden lässt sich jetzt erahnen: «Wir rechnen mit einer Schadenssumme von 110 Millionen Franken», sagte der Direktor der Schweizer Hagel-Versicherung, Pascal Forrer, gegenüber Radio SRF. Das Jahr sei sehr hagelreich mit extrem vielen grossen Hagelkörnern gewesen, demzufolge seien sehr viele Kulturen schwer beschädigt oder vernichtet worden. 14'000 Meldungen bedeuteten Schäden bei knapp der Hälfte aller Versicherten, sagte Forrer weiter.

Aargauer Spezialkulturen besonders betroffen

Auch im Aargau könne man von einem ausserordentlichen Jahr mit Hagel und Starkregen reden, sagt Ralf Bucher, Geschäftsführer des Bauernverbands Aargau. Wertschöpfungsmässig schenkt es in den Aargauer Spezialkulturen im Bereich Obst, Gemüse und Reben besonders ein. «Gegen die Naturgewalt kann man sich nicht immer schützen, zum Beispiel könnten nicht in allen Kulturen Hagelschutznetze aufgezogen werden», führt Bucher aus. Grosse Ernteausfälle im Rebbau oder im Maisanbau sind die Folge (ArgoviaToday berichtete).

Nebst der Produktion für den Verkauf bauen Landwirtinnen und Landwirte auch Futtermittel für eigene Tiere an. Fehlt nun beispielsweise Futtermais für die Ernährung der Tiere über die Wintermonate, muss dieser von anderswo zugekauft werden. Neben fehlenden Einnahmen steigen so also auch die Ausgaben – schliesslich steigt für ein knappes Gut auch der Einkaufspreis noch zusätzlich.

Eine Versicherung für Ernteausfälle ist für Landwirtschaftsbetriebe also unabdingbar. Ein Glück, dass der Versicherer «Schweizer Hagel» Rückstellungen gebildet hat und selbst rückversichert ist. Der Schadensbetrag entspricht laut Pascal Forrer nämlich rund dem Doppelten der Prämieneinnahmen eines Jahres.

(umt/lba/sda)

veröffentlicht: 8. Oktober 2021 20:08
aktualisiert: 8. Oktober 2021 20:08
Quelle: sda

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