Links gegen Rechts

Sorge um SVP-Wahlsieg beschert SP Geldsegen in Rekordzeit

· Online seit 09.09.2023, 11:02 Uhr
Die neuste Umfrage prognostizierte die SVP als Gewinnerin der Wahlen im Oktober. Kurze Zeit später spült es der SP über 80'000 Franken in die Spendenkasse. Die Radikalisierung der SVP mache Angst, erklärt SP-Co-Präsident Cédric Wermuth.
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Das Sünneli der SVP kann weiterlächeln. Aus den Wahlen am 22. Oktober soll die Partei als Wahlsiegerin hervorgehen. Im SRG-Wahlbarometer vom Mittwoch gewinnt die Partei mit zwei Prozentpunkten weiter an Zuwachs. Diese Nachricht hat zahlreiche Anhängerinnen und Anhänger der SP aufgeschreckt.

Vorgestern hätten sie eine Mail verschickt, weil gemäss den neusten Umfragen die SVP grosse Wahlsiegerin werden könnte, meldete die SP-Spitze Mattea Meyer und Cédric Wermuth am Freitag in einem Newsletter. «Das Echo war überwältigend, in kurzer Zeit sind über 40'000 Franken zusammengekommen.»

Bis am Freitagnachmittag hatte sich die Summe sogar verdoppelt. «Innert nur zwei Tagen haben sich nun schon mehr als 1000 Menschen mit einer Durchschnittsspende von 74 Franken für ein Total von über 80'000 Franken engagiert», bestätigt Nicolas Haesler, Mediensprecher der SP, auf Anfrage der Today-Redaktion.

«Totalstillstand befürchtet»

SP-Co-Präsident Cédric Wermuth führt den Geldsegen auf eine «grosse Sorge» zurück, die der prognostizierte Wahlsieg der SVP ausgelöst habe. «Die SVP hat sich in den letzten vier Jahren in einer Dimension radikalisiert, wie man es vorher kaum gekannt hat.» Dies mache auch Angst, gerade auch in der LGBTQ-Community. Die SVP widmet etwa ihr neues Parteiprogramm dem ‹Gender-Terror und Woke-Wahnsinn›».

Sorgen bereite den Wählenden auch «die faktische Leugnung des Klimawandels der SVP», sagt Wermuth und der Widerstand der Partei gegen die Fortschritte in der Gleichstellungspolitik. Mit der SVP als Wahlsiegerin seien zudem verschiedene Projekte gefährdet, welche die SP in der aktuellen Legislatur aufzugleisen versucht habe. Als Beispiele erwähnt Wermuth die Prämien-Entlastungs-Initiative, die Kita-Initiative und die Klimafonds-Initiative. «Mit einem Rechtsrutsch befürchten unsere Wählenden den Totalstillstand.»

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Nach der grünen Welle 2019 habe die SP gewusst, dass sich der Nationalrat in eine positive Richtung verschiebe, sagt Wermuth. «Jetzt sieht es aus, als würde der Gesamtschub wieder kaputt gemacht – darum reagiert man vielleicht auch sensibler auf Wahlumfragen», lautet sein Fazit.

Schlecht ist die SP allerdings nicht unterwegs. Laut der SRG-Wahlumfrage kommt sie auf einen Wähleranteil von rund 17 Prozent – und folgt damit direkt auf die SVP, mit einem Wähleranteil von rund 27 Prozent.

«Nase voll von bevormundender Politik»

SVP-Wahlkampfleiter Marcel Dettling lässt die Kritik am Kurs seiner Partei kalt. «Wir erleben das Umgekehrte. Die Leute haben die Nase voll von der bevormundenden links-grünen Politik», sagt Dettling. Die Woke- und Gender-Kultur schreibe der Gesellschaft immer mehr vor. Auch hätten die Wählenden laut Dettling «die Schnauze voll» davon, dass «niemand ausser der SVP bei der Zuwanderung hinschaut». Im Juli lancierte die SVP das Volksbegehren «Keine 10-Millionen-Schweiz!». Diese fordert, dass die ständige Wohnbevölkerung der Schweiz zehn Millionen Menschen vor dem Jahr 2050 nicht überschreiten darf.

In den letzten vier Jahren habe das Parlament zudem geklotzt, sagt Dettling. «Auf die Finanzen wurde überhaupt nicht geschaut», kritisiert er. Mit einem Defizit von vier Milliarden Franken für das Jahr 2022 habe die «extreme Ausgabelust» ein grosses Loch in die Staatskasse gerissen. Dies habe die Bevölkerung einzig dem links-grünen Wahlsieg vor vier Jahren zu verdanken.

Die guten Wahlprognosen stimmen Dettling aber nicht euphorisch. «Die verschiedenen Gruppierungen aus dem Corona-Skeptiker-Bereich werden uns schaden», sagt er. Er rechnet damit, dass ein grosser Teil dieser Stimmen zulasten der SVP geht. «Darum wird unser Erfolg am Schluss doch nicht so gross sein, wie er sein könnte.» Als Wahlkampfleiter mache ihm die positive Prognose ohnehin mehr Sorgen als Freude. «Wenn es den ganzen Sommer heisst, dass wir gewinnen werden, werden einige Wählende den Gang an die Urne nicht mehr für nötig halten.»

FDP sieht Wahlbarometer als Ansporn

Dem SRG-Wahlbarometer zufolge liefern sich die Mitte und die FDP ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den dritten Platz. Die Wahlbarometer seien Momentaufnahmen, sagt Jon Fanzun, Generalsekretär der FDP. Wichtig sei das Resultat am 22. Oktober. «Das aktuelle Wahlbarometer ist für die FDP Ansporn, um unsere Wählerinnen und Wähler zu mobilisieren, damit sie die FDP-Listen einwerfen.»

Wahlbarometer sind laut Fanzun dagegen nicht primär Anlass für Spendenaufrufe. «Wir tätigen regelmässig solche Aufrufe an unsere Mitglieder und Sympathisantinnen und Sympathisanten; und das mit Erfolg.» Die FDP habe eine breite und treue Basis an Spenderinnen und Spendern. «Die allermeisten Spenden bewegen sich im Bereich von 20 Franken bis ein paar hundert Franken.»

Bei der Mitte heisst es, dass der Spendenaufruf erst in den nächsten Tagen herausgehe. «Wir haben deshalb noch keinen Rücklauf und können keine Angaben dazu machen, ob und welchen Einfluss die Publikation des SRG-Wahlbarometers hat.»

veröffentlicht: 9. September 2023 11:02
aktualisiert: 9. September 2023 11:02
Quelle: Today-Zentralredaktion

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