Die Cars auf dem Parkplatz hinter dem Zürcher Hauptbahnhof spucken im Sommer täglich unzählige Reisende aus. Darunter sind auch blinde Passagiere mit blutigem Durst. Die Rede ist von der Asiatischen Tigermücke.
«Wir registrieren regelmässige Einschleppungen von einzelnen Tigermücken auf dem Carparkplatz beim Hauptbahnhof», sagt Gabi Müller, Leiterin Schädlingsprävention bei der Stadt Zürich gegenüber ZüriToday. Dank ihrer Massnahmen habe sich bis jetzt keine Population ansiedeln können. Seit 2017 stellt Müller dort im Rahmen eines Monitorings Fallen auf. Bei der Zahl der eingeschleppten Tigermücken bemerkt sie seit dem Start der Überwachung eine Zunahme.
Rekord dieses Jahr
Im Jahr 2019 zählte Gabi Müller rund 230 Tigermückeneier und 10 adulte Tigermücken in den Fallen. Bei adulten Tigermücken handelt es sich um solche, die das Larven- und Puppenstadium abgeschlossen haben.
In den Pandemiejahren 2020 und 2021 hingegen war die Anzahl verschwindend klein. «Seit die Menschen aber wieder mehr reisen und wieder mehr Fernreisebusse auf dem Carparkplatz ankommen, schleppen die Cars wieder jedes Jahr mehr Tigermücken ein», sagt Müller. So landeten 2022 rund 50 Eier und vier Tigermücken in ihren Fallen. Dieses Jahr übertrifft die Menge die vorherigen Jahre bereits Mitte August. «Bis zum 14. August habe ich rund 140 Eier und eine Mücke gefunden.»
Becher und Deckel als Brutplätze
Die Tigermücke kann tropische Infektionskrankheiten wie das Chikungunya-, Dengue- und Zika-Virus übertragen. Ursprünglich stammt die Stechmücke aus Südostasien. 1978 wurde sie in Albanien und damit erstmals in Europa entdeckt. Das Swiss Tropical and Public Helath Institute Swiss TPH vermutet, dass Altreifenlieferungen mit Eierablagerungen diese einschleppten. Hauptsächlich soll die Tigermücke in Europa aber von Populationen aus Italien abstammen, wo sie zu Beginn der 90er-Jahre aus den USA eingeschleppt wurde.
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In der Schweiz tauchte die Stechmücke erstmals 2003 im Kanton Tessin auf. Das Swiss TPH geht davon aus, dass die Tigermücke im Zuge des Klimawandels verbreitet vorkommen wird.
Um ihre Eier auszubrüten, brauchen Tigermücken stehendes Wasser – kleinste Wasseransammlungen genügen. So reicht es laut Biologin Gabi Müller bereits, wenn auf dem Carparkplatz mit Regenwasser gefüllte Getränkedosen oder Kaffeebecher herumliegen. «Sogar ein Deckel einer Petflasche mit etwas Wasser drin kann als Brutplatz ausreichen.»
Spezielle Abdeckungen im Test
Grün Stadt Zürich registriert in der Stadt aktuell keine Bedrohung durch Tigermücken. Dennoch rüstet sie sich für den Fall, dass sich das Insekt ausbreitet. Kürzlich deckte Grün Stadt Zürich in den Familiengärten Althoos und Susenberg deshalb Brunnen und Fässer mit speziellen Abdeckungen ab.
«Wir verwendeten ein Material aus stärkerem Gewebe, das wir bis jetzt noch nicht eingesetzt haben», heisst es bei Grün Stadt Zürich. Der Praxistest solle zeigen, ob diese Eierablagen von Mücken verunmöglichten. Der Test laufe noch bis im Herbst. «Erweisen sich die Abdeckungen als erfolgreich, werden wir diese in grösserem Ausmass testen.»