Einkaufstourismus

Wer die Quickzoll-App braucht, bezahlt zu viel

16.03.2024, 08:19 Uhr
· Online seit 16.03.2024, 08:11 Uhr
Mit der Quickzoll-App des Bundes sollen Einkaufstouristen schnell und bequem die Mehrwertsteuer statt am Zoll bequem über das Smartphone bezahlen. Das Problem: Der fällige Betrag in der App kann höher ausfallen als am Schalter.
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Ein enttäuschter Nutzer der Quzickzoll-App sagt gegenüber der «Schweiz am Wochenende», dass die Software «reinste Abzocke» sei und bezeichnet sie als «unbrauchbar». Die App ermöglicht es Privatpersonen und insbesondere Einkaufstouristen aus der Schweiz, ihre im Ausland gekauften Waren zu verzollen. Sie berechnet die Mehrwertsteuer und Zollabgaben für Produkte wie Fleisch oder Wein – der Betrag kann bequem über die App bezahlt werden. Das Problem dabei ist, dass die App auf alle Waren den Mehrwertsteuersatz von 8,1 Prozent berechnet. Auch bei Nahrungsmitteln, obwohl dort der reduzierte Satz von 2,6 Prozent gilt.

Kosten in der App können doppelt so hoch ausfallen

Die Behörden haben diesen pauschale Ansatz bewusst so gewählt, um den «Berechnungs- und Bezahlungsvorgang für die Nutzerinnen und Nutzer möglichst schlank und schnell abzuwickeln», teilt das Bundesamt für Zoll- und Grenzsicherheit auf Anfrage der Zeitung mit. Dies führt jedoch dazu, dass Nutzer auf Lebensmittel zu viel Mehrwertsteuer bezahlen.

Die «Schweiz am Wochenende» rechnet vor, dass für einen Einkauf von Lebensmitteln in der Höhe von 350 Franken über die App Mehrwertsteuern von 28 Franken anfallen. Am Schalter wären es aber nur neun Franken.

Quickzoll-App könnte an Bedeutung gewinnen

Die kritisierte Quickzoll-App könnte künftig bei Einkaufstouristen an Bedeutung gewinnen. Denn: Der Bund plant, die zollfreie Einkaufsgrenze von 300 auf 150 Franken zu halbieren. So will er den Einkaufstourismus eindämmen. Gegner dieser Senkung sind überzeugt, dass sich dadurch der administrative Aufwand massiv steigen würde, da mehr Einkäufe deklariert werden müssten. Sie befürchten aufwendige Kontrollen an der Grenze und mehr Staus.

Befürworter der Senkung hingegen verweisen auf die Quickzoll-App als Lösung, um den administrativen Aufwand zu begrenzen. Mit dem pauschalen Mehrwertsteuer-Ansatz der App bezahlen Einkaufstouristen aber eben deutlich mehr.

2021 äussert Bundesrat Ueli Maurer im Parlament Bedenken bezüglich des rechtlichen Aspekts dieses Pauschalansatzes. Die Nutzung der App sei jedoch freiwillig, und Nutzer müssten bei der erstmaligen Verwendung den einheitlichen Mehrwertsteuersatz akzeptieren, so das Bundesamt für Zoll- und Grenzsicherheit.

Bund will Problem beheben – aber erst im 2027

Der Bund plant laut der «Schweiz am Wochenende», auch in der App einen reduzierten Mehrwertsteuersatz zu ermöglichen – jedoch erst ab 2027. Eine frühere Umsetzung sei nicht möglich. Diese Änderung wird die Eingabe der Einkäufe etwas komplizierter machen, aber die Nutzer werden nicht mehr zu viel Mehrwertsteuer zahlen.

Die Stiftung für Konsumentenschutz kritisiert dieses langsame Vorgehen des Bundes. Das die reduzierte Mehrwertsteuer erst neun Jahre nach der Einführung in der Quickzoll-App integriert wird, sei unverständlich.

(ova)

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veröffentlicht: 16. März 2024 08:11
aktualisiert: 16. März 2024 08:19
Quelle: ArgoviaToday

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