Fussball-Legende

«Der ganze Kosovo war stolz auf mich»: Milaim Rama blickt auf seine Karriere zurück

19.02.2023, 11:54 Uhr
· Online seit 19.02.2023, 11:47 Uhr
Er ist eine Schweizer Fussball-Legende, wird in Thun auf Lebzeiten verehrt und wohnt heute im Aargau: Milaim Rama. In einem neuen Interview offenbart der heute 46-jährige Berater Details über seine Kindheit, Coach Hanspeter Latour und warum die Tochter für den Kosovo spielt.
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Siebenmal lief Milaim Rama in den Jahren 2003 und 2004 für die Schweizer Nati auf den Platz – und wurde damit zum Wegbereiter für Shaqiri, Xhaka und Co. Mit seiner Frau und zwei Kindern wohnt er heute im aargauischen Widen. In einem Interview mit dem «SonntagsBlick» erinnert sich Rama an seine Anfänge. Als Elfjähriger in seinem kosovarischen Heimatdorf hätte er nie daran gedacht, «irgendwann mal Schweizer und Fussballprofi zu werden».

Aufgewachsen in einem kleinen Dorf namens Zhiti, habe er nach der Schule Fussball gespielt oder der Mutter geholfen, die Büffel auf die Weide zu treiben. Mit 17, inmitten des Jugoslawienkriegs, zog die Familie zum bereits in der Schweiz arbeitenden Vater nach Interlaken.

Mit 18 noch Ersatzspieler in der 5. Liga, gelang ihm nach und nach der fussballerische Aufstieg und 1997 schliesslich die Aufnahme in die 1. Mannschaft des FC Thun. Vom Fussball leben konnte Miliam Rama damals nicht: «Ich habe in der Zeit einiges gemacht. Mal als Verkäufer bei einem Pizzakurier gearbeitet, mal als Hilfsarbeiter in einem Restaurant. Später arbeitete ich dann als Lagerist.»

Kult-Trainer Hanspeter Latour förderte Rama beim FC Thun, trotz Skepsis. Nach 15 erzielten Toren im Herbst 2001 habe er zu Latour gesagt, er wolle seinen Job als Lagerist aufgeben, damit er zweimal pro Tag trainieren könne. «Er war kategorisch dagegen, doch ich setzte mich durch. Ich wollte das so, weil ich besser und besser werden wollte.»

2003 war Rama der erste gebürtige Kosovo-Albaner, der für die Schweizer Nati auflief. Darüber sagt er heute: «Es ist das Schönste, was ich erreicht habe.» Es sei unbeschreiblich gewesen, er könnes bis heute kaum in Worte fassen. «Der ganze Kosovo war damals stolz auf mich.»

Tochter Alketa spielt derzeit in der 2. Mannschaft des FC Zürich und in der kosovarischen Nationalmannschaft. Sie habe zu ihm gesagt: «Papi, du hast für die Schweiz gespielt, und ich spiele jetzt für den Kosovo. Ich hoffe, dass ich dem Land mit meinen Leistungen etwas zurückgeben kann.» Er sei sehr stolz darauf – und freue sich besonders, wenn Alketa im Stadion von Prishtina spiele: Dort, wo er als Kind selbst das Nationalteam bewundert hatte.

(rio.)

veröffentlicht: 19. Februar 2023 11:47
aktualisiert: 19. Februar 2023 11:54
Quelle: ArgoviaToday

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