Das frühe 0:1 wäre aus tschechischer Sicht mehrfach zu verhindern gewesen. Der einfachste Weg: Der niederländische Schiedsrichter Björn Kuipers hätte in der 5. Minute faktengerecht auf Abstoss statt Corner entschieden. Er tat es nicht. Die zweite Möglichkeit: Einer der Tschechen hätte sich beim Corner dem dänischen Mittelfeldspieler Thomas Delaney entgegengestellt, der aus zehn Meter alleinstehend zum Kopfball kam. Auch das tat keiner; was dazu führte, dass das Team von Jaroslav Silhavy an dieser EM-Endrunde zum zweiten Mal einem frühen Rückstand nachjagte. Vergeblich.
Wie beim 0:1 im Gruppenspiel gegen England mühten sich die Tschechen ab, wurden für ihre Anstrengungen aber nicht ausreichend belohnt. Topskorer Patrik Schick (49.), der sein fünftes Tor erzielte, reüssierte erst, als die Dänen bereits weiteren Profit aus dem in die Offensive gezwungenen Gegner geschlagen hatten.
Kasper Dolberg, der nach seinen beiden Toren im Viertelfinal gegen Wales den Vortritt vor Yussuf Poulsen erhielt, hatte drei Minuten vor der Pause auf 2:0 erhöht. Der 23-jährige Angreifer profitierte von einer sehenswerten Aussenrist-Flanke von Joakim Maehle, Teamkollege von Remo Freuler bei Atalanta Bergamo. Dass das Pausen-Verdikt nicht ganz dem Gezeigten entsprach, konnte Kasper Hjulmands Team vollkommen egal sein.
Unter Spieler und Trainer hatte vor dem Viertelfinal in einer Sache Einigkeit geherrscht. Das Spiel würde zum Duell zweier beinahe identischer Spielphilosophien werden, wie «Schere-Stein-Papier mit dem Spiegel», sagte der tschechische Verteidiger Vladimir Coufal. Das frühe 0:1 setzte die Tschechen unter Zugzwang, das Spiegelbild war fortan immer einen Schritt voraus.
Und so wandelt «Danish Dynamite» nach dem ersten Sieg an einer EM-Endrunde gegen Tschechien weiter auf den Spuren jenes Teams, das 1992 - aus den Ferien kommend - zuletzt einen EM-Halbfinal und später wider Erwarten den Titel gewonnen hat. Im Halbfinal im Londoner Wembley lockt ein Duell mit Gastgeber England oder der Ukraine.