Eigentlich wollte Siegenthaler bei den Washington Capitals in der aktuellen Spielzeit den nächsten Schritt machen und beweisen, dass er in der besten Liga der Welt ein Top-4-Verteidiger sein kann. Doch es kam alles anders. Ende Dezember verpflichteten die Capitals den im März 44 Jahre alte gewordenen Zdeno Chara, der seine 23. Saison in der NHL bestritten hat. Dieser nahm dem 24-jährigen Zürcher den Platz weg.
«Ich hätte nie erwartet, der Verteidiger Nummer 7 zu sein. Am Anfang hiess es, dass ich jede zweite Partie spiele. Zwar hätte mir das ebenfalls nicht gepasst, ich war jedoch bereit, diese Rolle einzunehmen», blickt Siegenthaler im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA zurück. Doch auch daraus wurde nichts. Nach dem 4. Februar bis zu seinem Trade am 11. April zu den New Jersey Devils kam er bloss noch für einen Shift zum Einsatz. «Ich versuchte, stets positiv zu bleiben. Es war mental aber nicht einfach», erzählt Siegenthaler.
Deshalb fragten er und sein Agent dreimal für einen Trade an. «Die ersten zweimal lehnten sie ab, sagten sie, dass sie mich unbedingt behalten wollen», so Siegenthaler. Schlussendlich sah dann aber auch Brian MacLellan, der GM der Capitals ein, «dass es mir nicht guttut, wenn ich die ganze Zeit auf der Tribüne sitze. Deshalb sagte er nach der dritten Anfrage dann endlich ja.»
Das gab Siegenthaler Motivation, er machte danach umso mehr, um für sein neues Team bereit zu sein. Damals wusste er allerdings noch nicht, wohin es geht. Zwar hatte er Kenntnis davon, dass New Jersey im Spiel war, doch bekundeten auch andere Mannschaften Interesse an ihm. Er ist jedoch mega froh, dass er nun ein «Teufel» ist. «Es ist wunderschön, mit Nico (Hischier) im Team zu sein», sagt Siegenthaler. Die beiden wohnten auch zusammen.
Nach dem Wechsel gab es dann allerdings einen weiteren Rückschlag. Nach sechs Spielen mit New Jersey erkrankte Siegenthaler an Corona, immerhin erwischte es ihn nicht stark, hatte er nur in den ersten zwei Tagen leichte Symptome. «Es war nicht so, dass ich zwei Tage im Bett gelegen bin und mich nicht mehr bewegen konnte», erzählt Siegenthaler. Spannend fand er die darauffolgende Untersuchung des Herzen - «es wurde mit einem Ultraschallgerät von allen Seiten angeschaut». Mittlerweile ist er gegen das Coronavirus geimpft.
Zwar hat Siegenthaler für die nächste Saison noch keinen Vertrag, er dürfte aber bei New Jersey bleiben, jedenfalls sagten sie ihm mündlich zu. Er hofft, in den nächsten paar Wochen unterschreiben zu können. Als Abstieg sieht er den Wechsel nicht, auch wenn die Devils im Vergleich zu den Capitals schwächer einzustufen sind. Er ist überzeugt, dass seine neue Equipe eine rosige Zukunft vor sich hat.
«In Washington war ich der jüngste Spieler in der Mannschaft», führt Siegenthaler aus. «Bei New Jersey dagegen gehöre ich nicht mehr zu den ganz Jungen. Die Qualität der Spieler ist riesig. Nun gilt es zu schauen, dass die Jungen reifen können. Wenn das gut klappt, jeder auf den richtigen Weg kommt, dann sollten wir in ein paar Jahren ein Topteam sein und um den Stanley Cup kämpfen.»
Trotz seiner Vertragssituation stand es für Siegenthaler ausser Frage, nach Riga zu reisen. «Man kann sich überall verletzen», sagt er dazu. Die beiden Partien vom Wochenende gegen Tschechien (5:2) und Dänemark (1:0) waren erst seine Spiele vier und fünf für die Nationalmannschaft, die ersten beiden an einer WM. Zwar gehörte er vor drei Jahren in Dänemark zum WM-Aufgebot, er wurde jedoch nicht gemeldet und musste weichen, als klar war, dass Roman Josi und Kevin Fiala zum Team stossen. Das war umso bitterer, als die Schweizer in der Folge Silber holten.
Nun will er das Verpasste nachholen. «Wir haben einen guten Mix aus Jung und Alt. Ich sehe uns als Topteam hier», hatte Siegenthaler schon vor dem Start ins Turnier gesagt. Er scheint nicht übertrieben zu haben.