Die lettischen Fans fallen an Weltmeisterschaften jeweils auf. Der Schweizer IIHF-Präsident René Fasel bezeichnete sie einst als die besten der Welt. Das Turnier wäre ein Garant für eine tolle Stimmung gewesen, allerdings muss aufgrund der Coronavirus-Pandemie der Konjunktiv bemüht werden.
Vom 5. bis 18. Mai gab es in Lettland 8310 positive Corona-Fälle, das ergibt einen Schnitt von rund 600 pro Tag, und dies bei einer Einwohnerzahl von knapp zwei Millionen. Somit präsentiert sich die Situation im baltischen Staat schlechter als in der Schweiz. Nichtsdestotrotz geht DEB-Präsident Franz Reindl, der als möglicher Nachfolger von Fasel als IIHF-Präsident, gilt, davon aus, dass im Verlauf der WM Zuschauer zugelassen werden.
Ursprünglich hätte die WM auch in Minsk stattfinden sollen. Weil jedoch in Belarus' Machthaber Alexander Lukaschenko mit harter Hand gegen Andersdenkende vorgeht, war es für den Weltverband aufgrund des hohen politischen und wirtschaftlichen Drucks letztendlich unumgänglich, Minsk die WM zu entziehen. Auch Riga stellte sich gegen seinen Co-Gastgeber.
Zwar wurden Alternativen zu Minsk in Erwägung gezogen, letztendlich macht es aber - gerade auch wegen des Coronavirus - am meisten Sinn, das Turnier nur in der lettischen Hauptstadt durchzuführen. Einerseits liegen dort die beiden Arenen bloss etwa 150 Meter auseinander, andererseits konnten sämtliche Teams im gleichen Hotel untergebracht werden.
Es herrschen also perfekte Bedingungen für die notwendige «Bubble». Kontakte ausserhalb der Blase sind für die Spieler und die Betreuer strikt verboten, die Mannschaften dürfen sich nur in der Unterkunft und in den Stadien aufhalten, der Weg dazwischen ist zwingend mit dem Bus zurückzulegen. Auch Kontakte mit Journalisten sind untersagt, einzig kurze Flash-Interviews für zahlende Rechtehalter (Fernsehen und Radio) sind möglich.
Eine zweite WM-Absage nach jener vor einem Jahr, als sie in der Schweiz vorgesehen war, hätte sich der Weltverband nicht leisten können. Deshalb war eine solche keine Option. Fasel rechnet damit, dass die IIHF mit einer schwarzen Null davonkommt. Für den Freiburger, der das Amt seit 1994 ausübt, ist es die letzte WM als Präsident. Der 71-Jährige wollte eigentlich schon vor einem Jahr aufhören, die Pandemie machte ihm jedoch einen Strich durch die Rechnung.
Als die WM 2006 schon einmal in Riga stattfand, sicherte sich Schweden mit einem 4:0-Finalsieg gegen Tschechien den Titel. Mit den Skandinaviern ist auch diesmal wieder zu rechnen. Jedoch ist es schwierig, eine Prognose abzugeben. Es sind weniger NHL-Spieler wie üblich dabei und die absoluten Topstars fehlen allesamt. Zudem dürfte es aufgrund der Corona-Regeln mit Selbst- und Team-Isolation kaum Nachnominierungen aus der besten Liga der Welt geben.
Insofern darf man sehr gespannt sein, wer sich wie präsentiert, und ob es wie 2019 ein Aussenseiter auf den Thron schafft. Der Titel der Finnen war damals insofern überraschend, als sie mit der vermeintlich schwächsten Mannschaft seit langem antraten - bloss zwei NHL-Spieler standen im Kader. Das unterstreicht, was mit einem guten Teamgeist alles möglich ist.