Die Zahlen der deutschen Studie sind erschreckend: Das Institut für Generationenforschung stellt fest, dass die Generation Alpha (geboren 2010-2024) die unglücklichste aller Generationen ist. Das liege nicht nur an der Coronapandemie, sondern vor allem am Verhalten der Eltern.
Aus Sicht der befragten Lehrkräfte scheinen die Eltern der Generation Alpha überfordert zu sein. Das zeigt sich besonders bei den Eltern von 8- bis 9-jährigen Kinder: 24 Prozent der Eltern können das Verhalten Kinder nicht einschätzen. 17 Prozent ziehen ihre Kinder nicht dem Wetter entsprechend an. Und 16 Prozent der Eltern wünschen sich Unterstützung beim Lösen der Konflikte mit ihren Kindern.
Die Eltern begegnen ihren Kindern auf Augenhöhe und lassen sie mitentscheiden. Genau das kann gemäss Studienleiter Rüdiger Maas problematisch sein. «Wenn ein Kind Dinge entscheiden kann, die für das Kind schädlich sind, dann ist es die Aufgabe der Eltern, zu erziehen», stellt Maas klar. Etwa wenn das Kind im Winter ein kurzärmliges T-Shirt tragen will, müssen die Eltern standhaft bleiben.
Eltern wollen die besten Freunde sein
Der Studienleiter sieht vor allem ein Problem: «Viele verwechseln bedürfnisorientierte Erziehung, sprich dem Kind altersentsprechend zu begegnen, mit Erziehung auf Augenhöhe, also dem Kind wie einem Erwachsenen zu begegnen. Oft haben die Eltern gar nicht mehr die Geduld, Dinge mit dem Kind auszudiskutieren und gehen den Kompromiss zugunsten der Kinder ein, was oft auch zum Nachteil des Kindes sein kann.» Denn: «Kinder können diese Entscheidungen im Kleinkindalter oft gar reflektieren.»
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Grundsätzlich spreche zwar nichts dagegen, die Kinder mitentscheiden zu lassen. Dabei muss aber unbedingt das Alter der Kinder berücksichtigt werden, was eben oft nicht der Fall ist. «Die Eltern wären am liebsten die besten Freunde, aber nicht Eltern», sagt Rüdiger Maas. «Solche Eltern müssen sich bewusst werden, dass ihr Kind viele Freunde haben wird, aber nur sie als Eltern.»
Was können sie denn konkret tun, damit ihre Kinder selbstständiger werden? Maas hat folgende Tipps: «Alles, was das Kind selbst machen kann, auch mal machen lassen. Beispielsweise zur Schule laufen, sich selbst anziehen, solche Dinge. Gleichzeitig sollten die Eltern auch geduldiger sein und nicht sofort intervenieren, wenn sich die Kinder streiten oder einen Baum hochklettern.»
Rasenmäher-Eltern sind das neue Phänomen
Bis vor einigen Jahren waren die Helikopter-Eltern sehr präsent: Sie schwirren wie ein Helikopter pausenlos um ihr Kind herum und greifen in sein Leben ein. Beispielsweise beim Schliessen neuer Freundschaften leiten die Helikopter-Eltern den Prozess ein und entscheiden auch mit, mit wem das Kind sich anfreunden soll.
Jetzt taucht ein neues Phänomen auf: Die Rasenmäher- oder Schneepflug-Eltern. Sie gehen noch einen Schritt weiter: Sie räumen wie ein Rasenmäher oder eben ein Schneepflug alle Probleme aus dem Weg des Kindes. So stossen die Kinder gar nicht erst auf Probleme und lernen auch nicht, sie zu lösen oder mit Rückschlägen umzugehen. «Die Generation benötigt von uns mehr Hilfe und Verständnis, aber auch die Möglichkeit, mal ungestört selbst agieren zu dürfen», erklärt Maas.