Gerichtsmediziner im österreichischen Innsbruck hätten einen Lendenwirbel mittels DNA-Untersuchungen eindeutig zuordnen können, teilte die Spezialeinheit der mexikanischen Generalstaatsanwaltschaft am Dienstag mit. Der Knochen gehörte demnach Jhosivani Guerrero - dem inzwischen dritten identifizierten Studenten.
In der Nacht zum 27. September 2014 waren in Iguala im südlichen Bundesstaat Guerrero 43 Studenten des Lehrerseminars Ayotzinapa von Polizisten verschleppt und der kriminellen Bande Guerreros Unidos übergeben worden. Ersten Ermittlungen zufolge wurden die jungen Männer getötet und auf einer Müllkippe verbrannt. Unabhängige Untersuchungen ergaben allerdings, dass es dafür nicht genug Beweise gibt. Die Hintergründe der Tat sind bis heute unaufgeklärt. Dutzende Verdächtige wurden festgenommen, darunter der damalige Bürgermeister und der Polizeichef von Iguala. Verurteilt wurde bisher aber niemand.
Zuletzt war vergangenen Juli ein Knochenfragment einem der Studenten zugeordnet worden. Dieses war in einer Schlucht rund 20 Kilometer vom Entführungsort entfernt entdeckt worden - ebenso wie der Wirbelknochen von Jhosivani Guerrero. Die Generalstaatsanwaltschaft hatte bereits 2015 die Identifizierung von Überresten Guerreros verkündet, die auf der Müllkippe entdeckt worden seien - die Ergebnisse der DNA-Proben waren aber nicht eindeutig. Der damalige Chefermittler der Generalstaatsanwaltschaft, Tomás Zerón, wird inzwischen mit Haftbefehl gesucht und hat sich ins Ausland abgesetzt.
Mehr als 88 000 Menschen gelten in Mexiko als verschwunden. Immer wieder werden Massengräber entdeckt, viele weitere werden noch vermutet. Im Schnitt gibt es in dem nordamerikanischen Land fast 100 Morde am Tag. Die Gewalt geht grossteils auf das Konto von Drogenkartellen und anderen kriminellen Gruppen, die oft Verbindungen zu korrupten Politikern und Sicherheitskräften haben. Auch die Straflosigkeit ist ein grosses Problem in Mexiko. Mehr als 90 Prozent der Delikte werden dem Nationalen Statistikinstitut zufolge gar nicht erst angezeigt. Von den gemeldeten Straftaten werden laut Zahlen des Thinktanks IEP nur etwa drei Prozent aufgeklärt.