Sich für den Klimaschutz auf die Strasse kleben – und dann trotzdem nach Asien in die Ferien fliegen. Die Doppelmoral der jungen Klimaschützer aus Deutschland sorgte anfangs Jahr – milde ausgedrückt – für viel Unverständnis. Doch dieses Verhaltensmuster, Wasser predigen und Wein trinken, ist in der Gesellschaft breit abgestützt, wie eine internationale Umfrage von «Yougov» zeigt.
Zwar zeigen sich viele alarmiert und es sprechen sich in der Umfrage relativ viele Europäerinnen und Europäer (Befragungen in Grossbritannien, Frankreich, Deutschland, Dänemark, Schweden, Spanien und Italien) für Massnahmen aus, um den Klimawandel einzuschränken – auch für solche, die von der Regierung durchgesetzt würden, schreibt der Guardian.
Schnell wird allerdings klar: Je stärker die persönliche Einschränkung ausfällt, desto geringer ist die Bereitschaft, die Massnahmen mitzutragen.
Lieber E-Autos als weniger Kinder
Während der Zuspruch bei Massnahmen wie «Nur noch saisonale Früchte und Gemüse essen», noch recht gross ist (zwischen 40 und 60 Prozent), ist der komplette Verzicht auf Fleisch und Milchprodukte für die meisten kein Thema, in keinem Land sind mehr als 19 Prozent der Befragten dafür.
Relativ grosse Unterschiede gibt es bei der Elektromobilität. Während die Bereitschaft in Italien mit 40 Prozent am höchsten ist, hält das Autoland Deutschland mit 19 Prozent wenig davon.
Sehr unbeliebt ist auch die Begrenzung der eigenen Fortpflanzung – will heissen, zu Gunsten des Klimawandels weniger Kinder zu haben, als man es sonst täte. Auch hier ist der Zuspruch in Italien am höchsten – mit gerade einmal 17 Prozent.
Regulierung von Reisen und Treibstoffen unpopulär
Wenig überraschend sind vor allem jene Vorschläge beliebt, die Subventionen vorsehen – etwa um Häuser energieeffizienter zu machen. Auch stärkere Einschränkungen für Produktverpackungen sind sehr beliebt – und ein Verbot für Einmalplastik findet überall mehr Zu-als Widerspruch.
Anders sieht es bei Regulierungen beim Transport aus. Hier sind wir wieder beim Phänomen mit den Flugreisen – für die meisten reicht es, wenn alle anderen darauf verzichten. Das selbst verursachte CO2 scheint nicht so richtig zu zählen.
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Ein 50-prozentiger Steuerzuschlag auf alle Flugreisen kommt nicht besonders gut an – die Zustimmung dafür bewegt sich zwischen etwa 25 und 35 Prozent. Ähnlich sieht es bei einem Produktions- und Verkaufsverbot für Benzin- und Dieselautos aus: In Spanien gibt es mit knapp 40 Prozent noch den höchsten Zuspruch, in Frankreich und Deutschland können sich etwa 25 Prozent dafür erwärmen.
Trotz der teilweise ernüchternden Haltung vieler Befragter zeigt sich doch auch eine gewisse Bereitschaft, immerhin einen gewissen Beitrag zu leisten – und sei es nur der Einkauf von saisonalem Gemüse. Ob es bei der theoretischen Motivation bleibt, oder ob die Massnahmen auch umgesetzt werden, ist nochmal eine andere Angelegenheit.