Quelle: CH Media Video Unit / Silja Hänggi
Am Donnerstagabend vor zwei Wochen erschoss der 35-jährige Philipp F. bei einem Amoklauf in Hamburg sieben Menschen und tötete sich selbst. Die Opfer waren Angehörige der Zeugen Jehovas und befanden sich auf einer Veranstaltung, als die Schüsse fielen.
Wie ein Gutachten, das von der Hamburger Polizei in Auftrag gegeben wurde, zeigt, konnte nun ein mögliches Motiv des Täters ermittelt werden. Der Amoktäter veröffentlichte vor einiger Zeit ein Buch mit dem Titel «Die Wahrheit über Gott, Jesus Christus und Satan».
Apokalypse und wirre Thesen
Dieses Buch bildete die Grundlage für das von Extremismusforscher Peter Neutmann erstellte Gutachten. Er kam zum Schluss, dass es sich beim Schützen um einen «religiösen Fanatiker» handelt, wie «Spiegel» schreibt. Dem deutschen Magazin liegt der Bericht vor.
Der Todesschütze aus Hamburg sah sein Buch als «neues Standardwerk neben der Bibel und dem Koran» und verbreitete damit apokalyptische Ansichten und wirre Thesen. Für Neumann ist das plausibelste Tatmotiv «Hass auf christliche Religionsgemeinschaften».
Hitler vollführte «himmlischen Akt»
In seinem Buch schrieb Philipp F. auch über die Ablehnung der Gleichberechtigung und Homosexueller und bezeichnete die Vergewaltigung ukrainischer Frauen als «göttliche Strafe». In seinem Buch lobte er den russischen Präsidenten Wladimir Putin und schrieb über Hitler, der mit der Judenverfolgung seiner Meinung nach einen «himmlischen Akt» vollführte.
Weil in seinem Buch aber keine Statements zu «gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit oder biologischem Rassismus» zu finden seien, könne nicht benannt werden, ob Philipp F. ein Antisemit war.
Keine Gewaltaufrufe
Die Ermittler stufen das Verbrechen vom 9. März als Amoklauf ein. In dem besagten Buch, das rund zweieinhalb Monate vor dem Amoklauf veröffentlicht wurde, fanden sich aber keine Gewaltaufrufe oder Hinweise auf ein geplantes Attentat.
Daher sei es nicht als Manifest einzustufen. Auch kommen die Zeugen Jehovas, denen der Todesschütze bis vor eineinhalb Jahren selber angehörte, im Buch des Täters gar nicht vor.
Die Tatwaffe besass Philipp F. als Sportschütze legal. Weiter unklar ist, ob Philipp F. psychisch krank gewesen sein könnte. Eine offizielle Diagnose gab es nicht.
(roa)
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