Internet-Piraterie erlebt ein Comeback. Wie «Golem» berichtet, sind die Aufrufe von Webseiten, die Medieninhalte illegal zum Download anbieten, im ersten Quartal des Jahres 2022 um 29 Prozent gestiegen. Diese Zahlen veröffentlichte das britische Analyse-Unternehmen Muso am Dienstag in einer Studie. Das Portal habe in den letzten vier Monaten weltweit mehr als 52 Milliarden Aufrufe auf Plattformen mit solchen Inhalten verzeichnet.
USA sind Download-Spitzenreiter
Die meisten Besucherinnen und Besucher wurden von Filmen und Serien angelockt. Mit 47 Prozent machen diese fast die Hälfte der gesuchten Inhalte aus. Die grösste Nachfrage nach gestohlenen Inhalten kommt dabei aus den USA. Jeder zehnte Klick auf ein Torrent- oder Streaming-Portal kam aus den Vereinigten Staaten.
Auch bei der Herkunft der Inhalte liegen die USA auf Platz 1. Bei den am häufigsten illegal heruntergeladenen Filme des Jahres 2021 wie «Godzilla vs. Kong», «Zack Snyder's Justice League», «Black Widow» und «F9» handelt es sich um Hollywood-Produktionen. Deutschland liegt mit etwas mehr als einer Milliarde Besuchern auf dem 15. Platz der Rangliste. Die Schweiz kommt im Ranking nicht vor.
Digitale Mangas sind begehrt
Der grosse Anstieg geht nicht nur auf das Konto von Film und Fernsehen. Auch der Bereich Publishing habe zugelegt. Das Wachstum sei angetrieben durch die weltweite Nachfrage nach Manga, die 18,3 Prozent aller im ersten Quartal 2022 gemessenen Besuche ausmachte, zitiert Golem aus der Studie. Dies zeige sich auch daran, dass drei der fünf meistbesuchten Piraterie-Websites sich auf Manga-Inhalte spezialisieren würden.
Muso geht Golem zufolge davon aus, dass sich der Trend insgesamt fortsetzen wird. Der Markt für legale Serien- und Film-Streaming-Abonnements sei mittlerweile stark umkämpft. Netflix habe im April 2022 bekannt gegeben, erstmals Kunden verloren zu haben. Der grösste Konkurrent Disney+ mache derweil immer mehr Serien exklusiv nur auf seiner Plattform verfügbar. Wer kann, weicht auf andere Quellen aus.
Russische Kinos setzen auf Torrent
Auch die Sanktionen in Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine beeinflussten in den letzten Monaten das Download-Verhalten, schreibt Golem weiter. Nachdem die Studios Disney, Warner und Sony keine neuen Filme mehr in Russland veröffentlichen, wurde in einigen russischen Kinos eine per Torrent heruntergeladene Version des Superheldenfilms «The Batman» gezeigt.
Die Vorführungen werden demnach von den Veranstaltern als künstlerischer Kommentar zu Hollywoods Rückzug vom russischen Markt verstanden. Im März 2022 gab es in Russland ausserdem Überlegungen, Softwarepiraterie zumindest vorübergehend zu entkriminalisieren.
(osc)