Quelle: CH Media Video Unit / Ramona De Cesaris
Was sind die neuesten Entwicklungen?
Einsatzkräfte haben bei der Suche nach dem vermissten Tauchboot «Titan» im Atlantik möglicherweise ein Lebenszeichen der Insassen gehört. Suchteams hätten am Dienstag alle 30 Minuten eine Art Klopfgeräusche in der Region registriert, in dem das Tauchboot vermutet werde, hiess es in einem internen Memo der US-Regierung, aus dem der Sender CNN und das Magazin «Rolling Stone» in der Nacht zum Mittwoch (Ortszeit) zitierten.
Vier Stunden später, nachdem zusätzliche Sonargeräte eingesetzt worden seien, sei das Klopfen noch immer zu hören gewesen, hiess es weiter. Dem Memo zufolge war aber unklar, wann genau und wie lange das Geräusch zu vernehmen war. Ein späteres Update, das am Dienstagabend verschickt worden sei, berichte von weiteren Geräuschen, die aber nicht mehr als «Klopfen» beschrieben worden seien, schrieb CNN.
Die akustischen Laute deuteten darauf hin, dass es weiter Hoffnung auf Überlebende gebe, hiess es. Zunächst gab es dazu von der Betreiberfirma Oceangate oder der US-Küstenwache keinen Kommentar.
Bis wann reicht der Sauerstoff?
Das Gefährt wird seit Sonntagvormittag (Ortszeit) vermisst. Etwa eine Stunde und 45 Minuten nach Beginn des Tauchgangs, der rund sieben Stunden dauern sollte, riss der Kontakt zum Begleitboot «Polar Prince» ab. Nach Angaben des Anbieters Oceangate Expeditions hat die knapp sieben Meter kleine «Titan» ausreichend Sauerstoff für insgesamt 96 Stunden. Schätzungen der Behörden zufolge dürfte der Sauerstoff nur noch bis Donnerstagmittag (MESZ) reichen.
Quelle: CH Media Video Unit / Ramona De Cesaris
Was sorgt für Kritik?
Experten zeigten sich mit Blick auf die Chance, das Gefährt rechtzeitig und intakt zu finden, pessimistisch. Führungskräfte der Tauchboot-Industrie haben einem Artikel der «New York Times» zufolge schon vor Jahren Sorgen bezüglich der Sicherheit der «Titan» geäussert. «Wir befürchten, dass der aktuelle experimentelle Ansatz von Oceangate zu negativen Ergebnissen führen könnte (von geringfügig bis katastrophal)», schrieben sie in einem auf 2018 datierten Brief, den die Zeitung veröffentlichte. Darin wird Oceangate irreführendes Marketing vorgeworfen. Chef Stockton Rush wurde dazu aufgerufen, die «Titan» von einer unabhängigen Partei testen zu lassen.
Das passt zum Eindruck von Reporter David Pogue vom US-Sender CBS, der die Fahrt im vergangenen Jahr mitgemacht hatte. Er sagte der BBC, das Gefährt habe auf ihn einen improvisierten Eindruck gemacht. «Man steuert dieses U-Boot mit einem Xbox-Gamecontroller», sagte Pogue. Ein Teil des Ballasts bestehe aus Baurohren. Falls das Boot eingeklemmt werde oder Leck schlage, «gibt es kein Backup, keine Rettungskapsel», sagte er. Der ehemalige U-Boot-Offizier Frank Owen sagte der BBC, die grösste Herausforderung für die Eingeschlossenen sei es, ruhig zu bleiben und nicht zu viel Sauerstoff zu verbrauchen.
Was wissen wir nicht?
Ob die Insassen überhaupt noch leben, ist unbekannt: Einige Expertinnen und Experten sehen es als wahrscheinlich an, dass die «Titan» Leck geschlagen ist und die Insassen längst tot sind. Was mit dem Tauchboot passiert ist, liegt ebenso im Dunkeln. Bekannt ist bisher nicht, ob das Gefährt möglicherweise zwischen den «Titanic»-Überresten eingeklemmt oder ob es Richtung Oberfläche getrieben wurde. Rund um das Wrack in der Tiefe befindet sich ein grosses Trümmerfeld. Für Helfer könnte es nach Ansicht der Experten schon eine Herausforderung sein, das Boot dort zu identifizieren.
Wer ist an Bord?
An Bord sind fünf Menschen: Unter anderem der französische Forscher Paul-Henri Nargeolet (77), der als einer der bekanntesten Experten für das Wrack des 1912 gesunkenen Luxusliners gilt und daher den Spitznamen «Mr. Titanic» trägt. Weitere Insassen sind der britische Abenteurer Hamish Harding (58) sowie der britisch-pakistanische Unternehmensberater Shahzada Dawood (48) und dessen 19-jähriger Sohn Suleman. Der fünfte Vermisste ist Oceangate zufolge der Chef der Betreiberfirma Stockton Rush (61), der als Kapitän des Bootes fungiert hatte.
Wie läuft die Suche ab?
Die Suche nahe des «Titanic»-Wracks ging bis zum späten Dienstagabend (Ortszeit) mit Flugzeugen und Schiffen weiter. Man verstärke die Suche unter Wasser, sagte John Mauger von der US-Küstenwache dem US-Sender CNN. Zunächst habe man sich auf die Wasseroberfläche konzentriert, indem mit Flugzeugen systematisch ein grosses Gebiet abgeflogen worden sei. Auch Unterwasser-Fahrzeuge sollen mittlerweile angekommen sein. Dabei setzten die Rettungskräfte vor allem Sonar ein, um mögliche Geräusche von der «Titan» aufzufangen.
Flugzeuge der US-Nationalgarde und aus Kanada hätten die US-Küstenwache dabei unterstützt. Es sei bereits eine Fläche von rund 26'000 Quadratkilometern abgesucht worden, teilte die US-Küstenwache auf Twitter mit. Das ist gut halb so gross wie die Schweiz. Koordinator Frederick sprach von einem sehr komplexen Unterfangen. Ein Team aus Küstenwache, Angehörigen der US-Nationalgarde und kanadischen Streitkräften arbeite «rund um die Uhr» daran.
(sda/jaw)
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