Aargau

Kinderärzte über steigende Scharlach-Fälle: «Es sind bis zu fünfmal so viele»

19.04.2023, 09:54 Uhr
· Online seit 18.04.2023, 16:56 Uhr
Nicht nur schweizweit, der Kanton Aargau verzeichnet seit November 2022 eine Zunahme an Infektionen durch Streptokokken der Gruppe A. Auch wenn sich jeder anstecken kann, sind vor allem Kinder betroffen. Über die Gründe des Anstiegs können nur Vermutungen angestellt werden.
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Schweizweit wurden von Januar bis März diesen Jahres 113 invasive Infektionen mit Gruppe A Streptokokken verzeichnet. Das ist eine mehr als im gesamten letzten Jahr. Markus Renggli, Facharzt für Kinder und Jugendmedizin in Baden, bemerkt seit gut neun Monaten eine starke Zunahme an Scharlach-Patientinnen und -Patienten: «Gegenüber dem langjährigen Durchschnitt sind es ungefähr drei- bis fünfmal so viele». Normalerweise handle es sich um eine Krankheit, welche vermehrt im Sommer auftritt, dieses Jahr sei aber auch eine Zunahme in den Wintermonaten zu spüren gewesen.

Eine Zunahme an Scharlach-Infektionen spürt auch das Kantonsspital Aarau, wie Florence Barbey, Oberärztin allgemeine Pädiatrie und pädiatrische Infektiologie auf Anfrage von ArgoviaToday mitteilt. Es handle sich zwar weiterhin um ein seltenes Krankheitsbild, welches aber mit einem schweren Verlauf einhergehen kann.

Ursachen für Anstieg ungeklärt

Woher dieser Anstieg kommt, ist laut Markus Renggli schwer zu sagen. Ein Grund sei sicher, dass nun seit einiger Zeit das Maskentragen wegfalle und das soziale Leben wieder wie früher stattfinde. So komme es vermehrt zu Ansteckungen. Ob sich die Streptokokken-Bakterien verändert haben und es deswegen zu schwereren Verläufen komme, wisse er nicht sicher: «Ich sehe auch stärkere Verläufe als früher, aber bei mir in der Praxis hatte ich nie einen schweren Fall mit Todesfolge, wie das in der Presse teilweise erwähnt wurde.»

Ausserdem besteht trotz vereinzelten schweren Verläufen weiterhin die Empfehlung, zuerst nur die Symptome zu behandeln und danach individuell zu entschieden, ob eine Behandlung mit Antibiotika wirklich nötig ist oder nicht. Hier ist auch der Unterschied zwischen einer Angina und Scharlach wichtig. Während sich eine Angina durch Hals- und Schluckschmerzen, geschwollene Mandeln und hohes Fieber bemerkbar macht, treten bei Scharlach zusätzliche Symptome wie Hautauschlag, Hände, die sich schälen sowie Zungenbelag auf.

Zuhause hilft Symptombehandlung

Eltern empfiehlt der Badener Kinderarzt die Symptombehandlung mit schmerz- und fiebersenkenden Medikamenten. Zusätzliche spiele die Ernährung eine wichtige Rolle: «Geeignet sind kalte sowie neutrale Speisen, also nichts Gewürztes oder Scharfes. Die Kinder verhungern nicht in dieser Zeit, auch wenn sie einige Tage nur trinken und nichts essen. Die holen das nachher sehr schnell wieder auf», so Renggli.

Wird ein Kind mit Antibiotika behandelt, ist es nach 24 Stunden nicht mehr ansteckend. Ansonsten sollte das Kind so lange zuhause bleiben, bis es keine Symptome mehr hat, was normalerweise nach einer Woche der Fall ist. Hier gelten die gleichen Regeln wie zu Corona-Zeiten: «24 Stunden ohne Fieber und Medikamente und dann dürfen die Kinder wieder in die Schule, den Kindergarten oder in die Spielgruppe.»

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veröffentlicht: 18. April 2023 16:56
aktualisiert: 19. April 2023 09:54
Quelle: ArgoviaToday

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