Fricktal

«Noch nie eine so schlechte Saison erlebt»: Vernichtende Bilanz für die Pilzsaison

13.11.2023, 06:43 Uhr
· Online seit 13.11.2023, 06:28 Uhr
Noch im September und Oktober war es zu trocken. Dann fiel der Regen, aber auch wieder zu viel davon, kombiniert mit tiefen Temperaturen. So ist das Pilzjahr 2023 praktisch ausgefallen. Das haben auch die regionalen Pilzkontrolleurinnen und Pilzkontrolleure gespürt. Wurden doch kaum Funde gemacht, vor allem nicht die so beliebten Steinpilze und Pfifferlinge.
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Spät gestartet und schon wieder zu Ende – das ist die Pilzsaison 2023. Und war es im September und Oktober zu trocken, ist jetzt das Wetter ins andere Extrem umgeschlagen – zu nass und zu windig und das in Kombination mit tiefen Temperaturen – Gift für die Pilze.

«Die wenigen, die jetzt noch gefunden werden, sind teils völlig durchnässt», sagt Lotti Rösti, Pilzkontrolleurin in Herznach, gegenüber der «Aargauer Zeitung». Allein der Riesenschirmling sei mit seinen langen Stilen und damit dem grossen Abstand zum Waldboden vor Nässe gefeit. Und von dieser Pilzart gebe es derzeit auch viele Exemplare, erzählt Rösti.

Steinpilz und Pfifferlinge Mangelware

Aber von den beim Gros der Pilzlerinnen und Pilzler so beliebten Röhrlingen, zu denen der Steinpilz gehört, und den Pfifferlingen sind im Fricktal 2023 praktisch keine gewachsen. Monika Sandmeier, Pilzkontrolleurin aus Möhlin, sagt, sie habe diese Saison keinen einzigen Steinpilz gefunden. Teils stundenlang sei sie durch den Wald gestreift, habe alle ihre bekannten Fundstellen abgesucht – vergebens.

Steinpilze hätten es eben gerne 15 Grad warm, auch nachts. Und auch wenn es für November nicht aussergewöhnlich kalt ist – für Steinpilze ist die aktuelle Witterung dennoch nicht förderlich. Milde Temperaturen gab es noch im September/Oktober. Aber weil die Feuchtigkeit dazu fehlte, blieb der König der Speisepilze aus.

Warst du Pilzen? Zeig uns deine schönsten Funde:

Und weil das so war, war auch in den Fricktaler Wäldern 2023 gegenüber dem Vorjahr, in dem Pilzlerinnen und Pilzler massenhaft Steinpilze gefunden haben, auch deutlich weniger los. Nicht viel zu tun hatten auch die amtlichen Kontrolleure. «Ich hatte massiv weniger Kontrollen gegenüber 2022», sagt Benno Zimmermann aus Wittnau. «Im September und Oktober Monaten hatte ich praktisch kaum Kontrollen», bestätigt Peter Thomann aus Wallbach.

Statt mehr als 100 nur noch 39 amtliche Kontrollen

Nicht anders war es bei Sandmeier. Sie sagt: «In früheren Jahren waren es bei mir immer mehr als 100 Kontrollen. 2023 aber lediglich 39.» Wenig Funde und bei den wenigen meist auch nur vertraute Arten – so kamen die niedrigen Zahlen zustande. «Für einen Riesenschirmling oder einen Hallimasch kommt niemand in die Kontrolle. Dafür sind die einfach zu bekannt», weiss Sandmeier.

Womöglich wachsen ja aktuell doch mehr Pilze als gedacht. Aber weil sie teils schon unter dem herabfallenden Herbstlaub liegen, werden sie mitunter nicht mehr entdeckt. Darauf weisen die Fricktaler Pilzkontrolleurinnen und Pilzkontrolleure ebenso hin.

So ziehen diese teils schon jetzt Bilanz fürs Pilzjahr 2023. Und die fällt entsprechend aus: «Ich bin seit 1995 Kontrolleur, aber ich habe noch nie eine so schlechte Saison erlebt», sagt Zimmermann. «Eine der schlechtesten überhaupt», so auch Rösti, die sie für sich auch bereits abgehakt hat.

Hoffnung auf Winterpilze bleibt

Aber eine Erfahrung machen Pilzlerinnen und Pilzer immer wieder: Wunder sind nicht ausgeschlossen. Thomann beispielsweise ist dieser Tage ein Steinpilz-Fund aus Rheinfelden berichtet worden: 15 an der Zahl und mit optimaler Reife. Auch Zimmermann hat die 2023er-Saison noch nicht ganz abgehakt, hat noch Hoffnung auf Winterpilze im November und Dezember.

Und er sagt auch: «Selbst wenn ich nichts finde, ist es trotzdem immer schön im Wald.» Und für Thomann beschränkt sich sein Hobby auch nicht nur auf die Suche nach Speisepilzen. Ihn faszinieren auch die nicht essbaren, von denen es mitunter reichlich gebe.

Teils greifen Fricktaler Pilzlerinnen und Pilzer auch schon zur Selbsthilfe, wie Monika Sandmeier. Sie impft Buchenstämme mit Pilzbrut und hofft dann, dass daran die Austernseitlinge reichlich spriessen.

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(red.)

veröffentlicht: 13. November 2023 06:28
aktualisiert: 13. November 2023 06:43
Quelle: Aargauer Zeitung

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