Seit 1955 ist die Welt im Rekord-Fieber. Damals kam das erste «Guinness-Buch der Rekorde» von der gleichnamigen irischen Bier-Brauerei auf den Markt. Die erste deutschsprachige Auflage erschien 1981. Zeitgleich eroberte die TV-Show «Wetten, dass..?» das deutsche Fernsehen und Thomas Gottschalk schrieb Moderationsgeschichte.
Auch im Aargau gab es zahlreiche Weltrekordversuche. Darunter waren auch Einige sehr erfolgreich.
Wie zum Beispiel die Geschichte des damals 22-jährigen Carlo Schmid aus Bad Zurzach. Er flog im Jahr 2012 als jüngster Pilot während 80 Tagen mit einem Kleinflugzeug um die Welt – allein. 12 Jahre später ist er nun 34 Jahre alt und kann sich noch gut erinnern: «Es war lange nicht klar, ob es finanziell überhaupt klappt, das Projekt durchzuführen, aber mit Unterstützern und Sponsoren gelang es dann doch und ich konnte so meinen Bubentraum realisieren – einmal um die ganze Welt zu fliegen.»
Projekte sind seine Leidenschaft
Den Rekord liess er aber nicht im Guinness-Buch der Rekorde eintragen, denn das Geld für die Anmeldung wurde anderweitig gebraucht: «Der Titel war für mich nicht das Wichtigste. Wir sammelten mit dem Projekt Geld für Unicef (United Nations Children's Fund) und ich wollte das die 5000 Euro für die Registrierung lieber zu Unicef fliessen, als das ich dann diesen Titel habe.» Zudem widmete Schmid das Projekt seiner zwei Jahre zuvor verstorbenen Mutter.
Bis heute ist Carlo Schmid regelmässig in der Luft unterwegs und hat im zürcherischen Dübendorf ein weiteres Projekt ins Leben gerufen. Dort wurde ein Elektroflieger – der E-Sling – gebaut. Damit werden aktuell Testflüge durchgeführt. Schmid konnte durch die Weltrekord-Geschichte zudem eine Stiftung gründen: Die «Live Your Dream Foundation», die jungen Menschen hilft, ihre Traumprojekte umzusetzen.
Und der Projektliebhaber hat schon sein nächstes Flugi «ready for take off». Um was es in seinem neusten Projekt geht, will er aber noch nicht erzählen: «Es ist noch in den Kinderschuhen und es wird im Ausland umgesetzt», erklärt er. Ein Weltrekordversuch werde es jedenfalls nicht, so viel hat er verraten.
1 Toter und viele Verletzte
Es können aber nicht nur Einzelpersonen einen Weltrekord auf die Beine stellen. Ein besonders tragischer Fall war der Versuch eines Seilzieh-Rekords in Lenzburg im Jahr 1984 mit 880 Personen. Auf jeder Seilseite versammelten sich auf dem Sportplatz in Lenzburg 440 Aargauer und Aargauerinnen, um einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde zu ergattern. Sie umklammerten ein 2,5 Zentimeter dickes Seil und zogen. Doch nach nicht gerade mal einer halben Minute riss das Seil.
Die Schaulustigen fingen an zu lachen, doch dann ging das Geschrei los. Durch die starke Reibung verbrannte das Seil die Hände vieler Teilnehmenden oder riss sogar die Finger deren ab. Eine Person kam bei der Tragödie ums Leben. Der Seillieferant Mammut aus Seon musste sich daraufhin vor Gericht verantworten, wurde jedoch freigesprochen, weil beim Kauf klar auf die Gefahren hingedeutet wurde.
Auch das SRF berichtete darüber:
Mit rund 25 kg Ausrüstung
Eine Gruppe aus dem Aargau holte 2023 einen Weltrekord: Drei Feuerwehrmänner vom Atemschutzsportclub Schweiz aus Hallwil. Am Aargauer Halbmarathon letztes Jahr traten die Männer in Vollmontur an und wollten damit eine Strecke von 21 Kilometer in unter 3 Stunden und 15 Minuten bewältigen.
Präsident Florian Wettstein erklärte damals: «Wir haben uns eigentlich aus Jux angemeldet.» Daraus wurde schnell Ernst und die drei Männer hatten Erfolg: die Zeit von unter 3 Stunden 15 Minuten konnte zwar nicht erreicht werden, der Rekord lag vorher aber in Neuseeland bei 3 Stunden und 21 Minuten und diese Zeit haben alle unterboten.
Im Video siehst du wie sich die drei Feuerwehrmänner auf ihren Weltrekord vorbereitet haben:
Quelle: ArgoviaToday/Michelle Brunner
Riesige Marzipanrüebli inklusive
Was passt besser in den Aargau als der Weltrekord für die grösste Rüeblitorte? Genau: nichts (ausser vielleicht die grösste weisse Socke). Im Rahmen seiner Abschlussarbeit als diplomierter Bäcker-Konditormeister startete Martin Meier aus Mägenwil mit seinem Team vor 12 Jahren den Versuch und stellte eine Rüeblitorte her, die einen Durchmesser von 5 Meter zählte und 590 Kilogramm schwer war. Für die Torte wurden 150 Kilogramm Rüebli benötigt.
Ein Stück der grossen Verführung kostete drei Franken – der Erlös von rund 5000 Franken ging an die Stiftung Theodora in Hunzenschwil.
Martin Meier wollte den Rekord zwar im Guinness-Buch anmelden, das war aber zu teuer: «Wir wollten das Geld lieber spenden», sagt er auf Anfrage. Inoffiziell ist seine Rüeblitorte aber auf jeden Fall die wahrscheinlich grösste der Welt.
Hier kannst du die gigantische Rüeblitorte selbst bestaunen:
Quelle: TeleM1
Sponsoren legten 1,3 Millionen Franken hin
Einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde gab es dafür für Roman Ruf aus Wohlen. Innert sechs Monaten wollte er im vergangenen Jahr die Minigolfanlage beim Schüwopark in Wohlen 1000 Mal durchspielen und damit einen neuen Weltrekord aufstellen. Das war eigentlich eher eine Schnapsidee, die während eines Feierabendbiers entstand, erklärte der 35-Jährige damals gegenüber Tele M1.
Quelle: Tele M1
Auch hier wurde aus der vermeintlichen Schnapsidee schnell ein Plan, der in die Tat umgesetzt wurde. Und Roman Ruf hat es geschafft.
Billig war das Ganze aber nicht, wie er gegenüber der «Aargauer Zeitung» im Dezember 2023 erklärte: «Für das Zertifikat, den Eintrag plus alles weitere legten meine Sponsoren etwa 1,3 Millionen Franken hin.» Der Rekord wird erst im Guinness-Buch des nächsten Jahres erscheinen. Die aktuelle Ausgabe ist schon gedruckt.
Die Freude hielt nicht lange
Auch in Döttingen wurde im vergangenen Jahr ein Weltrekordversuch gestartet. Es ging um die längste Anstoss-Reihe der Welt. Und wo könnte man solch einen Versuch am besten wagen? Richtig: am Winzerfest! 1800 Personen standen in einer Reihe und stiessen nacheinander miteinander an – der Weltrekord schien geglückt.
Doch die Freude war nur von kurzer Dauer. Die «Guinness World Records»-Verantwortlichen gaben bekannt, dass es beim Anstossen Fehler gab und die Anstoss-Reihe deswegen unterbrochen wurde. Auch nach einer weiteren Analyse blieben sie bei dieser Meinung: Der Rekord wurde nicht anerkannt.
Das Rekordversuch-OK teilte danach auf Social Media mit: «Es steht auch ohne Zertifikat fest, dass man sich noch lange an dieses ansonsten grossartige Ereignis erinnern wird.»
Natürlich gab es im Aargau noch weitere – zum Teil weit zurückliegende – Weltrekordversuche. Darunter fällt auch der Rekord für den längsten Braten und den längsten garnierten Wurstsalat der Welt in Kölliken (1994), die beide aber leider nicht klappten. Oder der Brite, der 1938 mit seinem Schnellboot der Schnellste auf dem Hallwilersee war und damit den Rekord brechen konnte.
Alle hier aufzulisten, würde den Rahmen aber sprengen – denn der Kanton Aargau ist wahrlich seit Jahrzehnten im Weltrekord-Fieber.
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