Asylwesen

Gemeinderat Leuggern wehrt sich gegen Notunterkunft beim Spital

10.03.2023, 15:45 Uhr
· Online seit 10.03.2023, 13:03 Uhr
In einer zweiten Phase plant der Kanton, die Sanitätsnotstelle Leuggern, die gemäss Notverordnung als Asylunterkunft infrage kommt, für Asylsuchende vorzubereiten, wie der Gemeinderat am Freitag mitteilt. Leuggern zeigt sich damit nicht einverstanden.
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Nachdem am Montag die ersten Asylbewerbenden in die Notunterkunft in Birmenstorf eingezogen sind und Aarau sowie Lenzburg noch bei Bedarf folgen sollen, sind in einer zweiten Phase die Sanitätsnotstellen in Leuggern, Gränichen, Oftringen und Obersiggenthal vorgesehen. In Gebenstorf soll für 50 minderjährige Asylbewerbende ab Juli Platz geschaffen werden, wie kürzlich berichtet wurde.

«Leuggern ist keine grosse Gemeinde»

Diese Woche fand in Leuggern ein erstes Gespräch mit Stephan Müller, Leiter Sektion Betreuung Asyl, drei weiteren Mitgliedern der Führungsunterstützung und vom Teilstab Ukraine sowie dem ZSO Zurzibiet statt. In diesem Gespräch hat eine Delegation des Gemeinderats seine Bedenken in Bezug auf die Asylunterkunft bei der Sanitätsnotstelle in Leuggern ausgesprochen.

Gegenüber ArgoviaToday präzisiert Gemeindepräsidentin Susanne Keller: «Die Sanitätsnotstelle beim Spital in Leuggern wurde eigentlich für einen Notfall eingerichtet. Im Falle eines Notfalls kann dort ein Spital mit Pflegebetten eingerichtet werden.» Dass der Kanton dort jetzt Asylsuchende einquartieren will, stösst auf Unverständnis. Zumal in Felsenau auf dem Gemeindegebiet von Leuggern bereits eine kantonale Asylunterkunft steht. «Leuggern ist keine grosse Gemeinde. Dass jetzt nochmals zusätzlich 120 Personen mitten im Dorf, dort, wo sich Schulhäuser sowie Turnhallen befinden und die Menschen sich begegnen, einquartiert werden sollen, stösst uns etwas sauer auf», so Susanne Keller weiter. Für die Gemeinde Grund genug, sich gegen die Pläne des Kantons zu stellen.

Grundangst in der Bevölkerung

Die Frage, ob der Kampf gegen eine Notunterkunft auf kulturelle Differenzen zurückzuführen sei, kann Gemeindepräsidentin Keller nicht beantworten. Aber: «Ich glaube, dass jeder Mensch eine Grundangst hat, wenn Asylsuchende kommen, weil man die Hintergründe dieser Menschen nicht kennt.» Zudem platziere der Kanton in solchen Unterkünften in der Regel keine Familien, sondern junge, erwachsene Männer. «Man weiss nicht, wie sich das auswirken wird. Da kann es schon zu Reibereien kommen.» Susanne Keller will damit niemandem etwas unterstellen, diese Ungewissheit sei aber vorhanden. Was für Personen der Kanton in der Sanitätsnotstelle in Leuggern unterbringen würde, ist noch nicht bekannt.

Es geht also um Sicherheitsbedenken innerhalb der Gemeinde Leuggern im Zurzibiet. «Die Schulkinder müssen auf dem Weg in die Turnhalle an der Notunterkunft vorbeigehen. Dabei handelt es sich um Primarschüler von der ersten bis zur sechsten Klasse.» Auch das Alter- und Pflegeheim befindet sich in der Nähe. Dort zahlen Bewohner laut Keller teure Mieten. «Wenn dann immer fremde Leute vor Ort sind, und man weiss, wie ältere Menschen reagieren können, dann könnte die Akzeptanz schwierig werden.»

Kanton kann Gemeinde verpflichten

Trotz dem Widerstand aus Leuggern kann der Regierungsrat mit dem Erlass der Notverordnung die Gemeinde zu einer Notunterkunft verpflichten. Jedoch will der Gemeinderat «alles im Rahmen seiner Möglichkeit unternehmen, dass aus den genannten Gründen die Sanitätsnotstelle Leuggern nicht als Notunterkunft durch den Kanton betrieben wird». Falls der Kanton diese dennoch aufnehmen will, wünscht sich der Gemeinderat eine dialogfähige Lösung.

Im nächsten Schritt soll die Umgebung begutachtet und dabei auch die lokalen Gegebenheiten betrachtet werden.

Bei den Mietenden in Windisch hingegen kehrt immer noch keine Ruhe ein. Nachdem ihnen im Februar gekündigt wurde, haben sie kürzlich wieder Post vom Kanton bekommen. Das dortige Asyl-Chaos zieht weiter seine Kreise.

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(red.)

veröffentlicht: 10. März 2023 13:03
aktualisiert: 10. März 2023 15:45
Quelle: ArgoviaToday

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