Frauen sind dabei gemäss den Studienautoren unverhältnismässig stark betroffen. Gewalt stelle immer eine Grenzüberschreitung dar und habe oft traumatisierende Folgen.
Am häufigsten betroffen sind Frauen zwischen 26 und 45 Jahren, wie die am Dienstag veröffentliche Studie im Auftrag der Dachorganisation der Frauenhäuser Schweiz und Liechtenstein zeigt. Weil keine umfassende Prävalenzstudien über einen längeren Zeitraum vorliegen, müssen die Ergebnisse laut den Autoren isoliert als eine erstmalige Bestandesaufnahme gewertet werden.
Gewalt ist Haupt-Trennungsgrund
Dass Gewalt in der Partnerschaft in der Schweiz weit verbreitet ist, belegten auch die Antworten auf die Frage, ob im näheren Umfeld schon diese Gewaltform vermutet worden sei. Das bejahten knapp 40 Prozent der Befragten.
Für drei Viertel der Befragten ist Gewalt in der Beziehung der Trennungsgrund Nummer 1. Die hohe Anzahl Betroffener zeigt aber, dass Gewalt in der Beziehung dennoch für zu viele Personen alltäglich ist.
Femizide als Spitze des Eisbergs
Die Studienergebnisse sowie die hohe Anzahl begangener Femizide in den letzten Wochen zeichnen laut Medienmitteilung ein gravierendes Bild. Die Femizide seien angesichts der vielen Frauen, die gemäss Studie bereits partnerschaftliche Gewalt erlebt haben, offenbar nur die Spitze des Eisbergs.
Für viele gewaltbetroffene Frauen und deren Kinder sind darum laut Mitteilung Frauenhäuser eine wichtige Anlaufstelle und stellen eine Chance dar, um die Gewaltspirale verlassen zu können. Die Flucht in ein Frauenhaus markiert laut der Studie einen mutigen Schritt im Leben der Frauen.
Mehr Geld für Kampagnen gefordert
In der Studie haben über 90 Prozent der Befragten angegeben, dass es sinnvoll sei, wenn die öffentliche Hand mehr für Kampagnen gegen häusliche Gewalt ausgibt. In einer eigenen Kampagne zeigt der Dachorganisation der Frauenhäuser Schweiz und Liechtenstein anhand von echten Gegenständen von vier Frauen, was diese bei sich hatten, als sie Zuflucht im Frauenhaus fanden.
Mit der Unterzeichnung der Istanbul-Konvention hat sich die Schweiz 2018 dazu verpflichtet, umfassende Massnahmen gegen geschlechtsspezifische und häusliche Gewalt zu ergreifen.