Mehr Probleme beim Sorgentelefon im Corona-Jahr
Psychisches Leiden, Alltagsbewältigung und Einsamkeit sind im Corona-Jahr 2020 die grossen Sorgen der Schweizer Bevölkerung gewesen. Wie aus der Jahresstatistik der Dargebotenen Hand hervorgeht, nahmen diese Probleme gegenüber 2019 markant zu – insbesondere während des Lockdowns im Frühjahr 2020. Die psychische Gesundheit wurde fast acht Prozent häufiger beim Sorgentelefon 143 angesprochen, die Themen rund um die Alltagsbewältigung und Einsamkeit nahmen gar um über zehn Prozent zu. Neu war im Corona-Jahr hingegen die Angst vor einer Covid-Erkrankung. Im April 2020 klingelte das Sorgentelefon diesbezüglich fast 4'000-mal.
Auch deutliche Zunahme bei Sucht und Suizidalität
Beim Thema Gewalt, wo es laut der Dargebotenen Hand erfahrungsgemäss in 90 Prozent der Fälle um häusliche Gewalt geht, war im Pandemiejahr keine Zunahme erkennbar. Aufgrund der Lockdown-Situation sei eine real höhere Zunahme von Leiden an häuslicher Gewalt aber nicht auszuschliessen. Die Themen Suchtverhalten, Suizidalität und Sexualität wurden hingegen deutlich häufiger registriert als 2019. Generell lasse sich sagen, dass Menschen, die sonst schon belastet sind, 2020 noch die Angst vor dem Virus und den Stress im Zusammenhang mit den Pandemiemassnahmen aufgebürdet bekamen, heisst es im Jahresbericht.
Vor allem Frauen betroffen
Die Dargebotene Hand beschreibt die typische Hilfe suchende Person im Pandemiejahr 2020 wie folgt: «Weiblich, zwischen 41 und 65 Jahre alt und mit Sorgen rund um Alltagsbewältigung, psychische Schwierigkeiten und Einsamkeit.» Denn grundsätzlich hätten Frauen über alle Themen hinweg häufiger zum Sorgentelefon gegriffen als Männer. Vor allem beim Thema Gewalt zeigt sich dieser Unterschied, welches mit über 80 Prozent von Frauen angesprochen wurde. Eine Ausnahme bilden jedoch die Themen Spiritualität und Lebenssinn. Diesbezüglich griffen die Männer etwa gleich oft zum Hörer wie die Frauen.
(red.)