Gregor Deschwanden fehlt wegen eines positiven Tests auf das Coronavirus, Killian Peier zeigt die ersten Wettkampfsprünge nach dem Kreuzbandriss und Wundertüte Simon Ammann nimmt die 25. Saison in Angriff.
Der Schweizer Trainer Martin Künzle tut sich am Flughafen Zürich schwer damit, die Ambitionen der Skispringer für das erste Weltcup-Wochenende in der Olympiasaison zu umschreiben. Es fehlt Gregor Deschwanden, der vor einem Jahr zur Nummer 1 aufgestiegen war, nachdem sich der Team-Leader und WM-Dritte Killian Peier verletzt hatte und Simon Ammann zunächst gar nicht in die Gänge gekommen war. Der Coronavirus-Test am Montagabend fiel positiv aus. Der Luzerner darf nicht zu seiner Lieblingsschanze in den Ural reisen.
Künzle wird somit von drei Athleten nach Russland begleitet, die allesamt in der Vorbereitung mit Verletzungen zu kämpfen hatten: Peier bestreitet über ein Jahr nach dem Kreuzbandriss die ersten Wettkampfsprünge, der Junioren-WM-Dritte Dominik Peter hatte im Mai eine Verletzung des Aussen- sowie des Innenmeniskus im linken Knie zu beklagen und Ammann riss sich Ende August die Bänder am rechten Fuss.
Wunderdinge dürfen nicht erwartet werden. Andererseits glaubt Künzle auch nicht, chancenlos zu sein. Beim Vergleich mit den Deutschen und Polen im Trainingslager in Zakopane habe man eine gute Figur gemacht. «Für Killian bin ich zuversichtlich. Und Simon ist eine Wundertüte. Wenn es zählt, darf man bei ihm auf aussergewöhnliche Sachen hoffen.»
Der 40-jährige Ammann steigt in seine 25. Weltcupsaison und peilt die Teilnahme an den siebenten Olympischen Spielen an - nach Nagano, Salt Lake City, Turin, Vancouver, Sotschi und Pyeongchang. Die Hälfte der Qualifikation hat er dank Platz 3 im Sommer-GP von Courchevel bereits im Sack. Auch Deschwanden, Peter und Peier (dank der Resultate im Sommer 2020) liegen auf Kurs. Für die meisten des Quartetts ist eine Formbestätigung mit einem Top-20-Resultat gefragt.
Ammann hält den Ball vor dem Abflug nach Russland flach: «Ich habe noch nicht grosse Ambitionen. Ich weiss nicht recht, wo ich stehe. Ich habe noch nie so wenig Sprünge gemacht wie in diesem Sommer», sagte der Sieger von 23 Weltcupspringen. Die Heilung des Bänderrisses habe mehr Zeit erfordert als budgetiert. Gleichwohl gehe er entspannt in die Saison. «Es wird, wie es wird. Ich habe keine konkrete Roadmap. Ich habe nichts zu verlieren», sagte der vierfache Olympiasieger.
Wie es mit der Karriere als Sportler weitergeht, lässt er offen. Privat hingegen hat er eine Änderung vollzogen. Er ist in diesem Jahr mit seiner Familie (Ehefrau Yana und den drei Kindern) von Schindellegi im Kanton Schwyz, wo er wegen der Nähe zu den Schanzen von Einsiedeln jahrelang gelebt hat, wieder in seine Toggenburger Heimat gezogen.
Voll befrachtetes Programm
Auf die Skispringer wartet ein ereignisreicher Winter. Nach den ersten Weltcup-Wochenenden steht vor Weihnachten Engelberg und unmittelbar nach Weihnachten die Vierschanzentournee an. Weiter geht es mit den Olympischen Spielen in Peking ab dem 4. Februar. Danach findet im europäischen Norden die lukrative Raw-Air-Tour statt, ehe im März Flüge über 200 m gefragt sind: Nach der Skiflug-WM in Vikersund geht es in Oberstdorf und Planica ebenfalls von grossen Bakken.
Zu favorisieren sind die üblichen Verdächtigen, im Sommer ist kein weiterer Name aufgetaucht. Das wären die Polen um den allerdings am Sprunggelenk operierten Kamil Stoch, der offenbar wiedererstarkte Japaner Ryoyu Kobayashi, die Deutschen mit Markus Eisenbichler und Karl Geiger und natürlich die Norweger um den Gesamtweltcupsieger Halvor Egner Granerud. Der elffache Sieger des vergangenen Winters setzte mit dem Gesamtsieg im Sommer-Grand-Prix ein Zeichen.