Quelle: «Kaffee ist gesund» – CheckUp, das Gesundheitsmagazin vom April 2022
Koffein ist eine der wenigen natürlichen Substanzen, die die Fettverbrennung nachweislich unterstützen. Kaffee enthält praktisch keine Kalorien, schlägt also nicht auf die Hüften – allerdings nur, wenn man Zucker, Rahm und Milch weglässt. Grund genug, das heissbegehrte Getränk etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.
Anfang 2022 kam die bisher grösste Studie zum Thema Kaffee heraus, durchgeführt von der Londoner Queen Mary University. Sie kommt zum Schluss, dass Teilnehmende, welche bis zu drei Tassen Kaffee täglich konsumierten, ein geringeres Sterblichkeitsrisiko hatten, weniger Herz- und Kreislauferkrankungen bekamen und weniger an Schlaganfällen erkrankten. Dies im Vergleich zu denen, die keinen Kaffee tranken.
Drei bis vier Tassen Kaffee sollen besser sein als (k)eine
Auch das Risiko, an Parkinson oder Alzheimer zu erkranken, soll mit den drei bis vier Tassen Kaffee täglich geringer werden, sagt Dr. med. Philipp Valko vom Zentrum für Schlaf- und Stressmedizin in der TV-Sendung «CheckUp – Das Gesundheitsmagazin». Die gesunde Wirkung ist auch beim Filterkaffee vorhanden. Nur beim Instantkaffee gibts keine gesundheitlichen Vorteile – dieses Pulver scheint mit Kaffee nicht mehr viel gemeinsam zu haben.
Allerdings wirkt der Kaffeekonsum nicht bei allen gleich. Junge Menschen vertragen den Kaffee viel besser als alte, weiss «CheckUp». Kaffee soll auch Schmerzen reduzieren. Deshalb enthalten viele Migränemedikamente Koffein. Auch stimmungsaufhellend ist er: Studien zeigen, dass Kaffeetrinker im Schnitt weniger suizidgefährdet sind.
Der perfekte Zeitpunkt für den ersten Kaffee
Wer abends Kaffee trinkt, kann Probleme beim Einschlafen haben. Das ist bekannter als der Fakt, dass es offenbar auch eine bestimmte Zeit am Tag gibt, zu der der Kaffee am besten wirkt. Laut Steven Miller, Neurowissenschaftler an der University of the Health Sciences in Maryland, sollte man den ersten Kaffee frühestens anderthalb Stunden nach dem Aufstehen trinken.
Der Wissenschaftler erklärt das mit dem Cortisolspiegel, der im Laufe des Tages mehrmals ansteigt und absinkt. Cortisol ist ein Stresshormon, welches den Stoffwechsel ankurbelt. Es ist stark mit dem Wachheitslevel verbunden. Perfekte Zeiten für die Kaffeepause wären demnach 9.30 Uhr bis 11.30 Uhr und zwischen 13.30 Uhr und 17 Uhr, also dann, wenn das Cortisollevel absinkt.
Mehrere Faktoren spielen eine Rolle
Zum Zeitpunkt des Aufwachens wird der Körper vom Stresshormon Cortisol durchströmt und man fühlt sich sowieso unruhig. Nimmst du jetzt noch zusätzlich Koffein, wird dieser Zustand noch weiter verstärkt. Zudem ist es möglich, dass man später am Tag in ein Tief rutscht, wodurch man sich müde und träge fühlt. Vergleichbar mit dem Auf und Ab des Blutzuckerspiegels nach dem Konsum von «schnellen» Kohlenhydraten wie Zucker.
Ob die Eineinhalb-Stunden-Regel für jeden gilt, ist noch unklar. Denn der Schlaf-Wach-Rhythmus ist bei jedem Menschen individuell genetisch festgelegt. Zudem wird er von Faktoren wie Licht, von variierenden Arbeitszeiten oder von Stress beeinflusst. Das Cortisol ist darum nicht bei jedem Menschen zur gleichen Zeit nach dem Aufstehen auf dem gleichen Level.
Mit Milch und Zucker? Besser nicht!
Besonders gerne geniessen wir Kaffeevarianten wie Café Crème, Milchkaffee und Cappuccino. Doch gerade das sei ein Fehler, erklärt der US-amerikanische Arzt und Ernährungsmediziner Michael Greger. Die Zugabe von Milch und Rahm, aber auch von Zucker, mindere die positive Wirkung des Kaffees erheblich, so Greger.
Je mehr Milch zum Kaffee hinzugegeben wird, desto geringer ist die antioxidative Wirkung des Kaffees. «Selbst mit nur einem Schuss Milch im Kaffee, reduziert man die gesundheitsfördernde Wirkung um beinahe die Hälfte», sagt Greger.
Denn Milchprotein bindet die sogenannten «Phytonährstoffe» des Kaffees, die dann vom Körper nicht mehr aufgenommen werden können. Das sind pflanzliche Stoffe, sich nachweislich vorteilhaft auf unsere Gesundheit auswirken und die Zellen schützen. Pflanzliche Milch beeinträchtigt die positive Wirkung des Kaffees indes weniger als Kuhmilch, fand eine Studie schon 2015 heraus.
Das geschieht im Körper bei Kaffee-Entzug
Du willst oder musst in Zukunft auf den Wachmacher verzichten? Kein Problem, schliesslich gibt es koffeinhaltige Alternativen wie schwarzer Tee oder Matcha. Diese sechs Dinge werden mit deinem Körper bei Kaffeeabstinenz geschehen:
- Bei plötzlichem Kaffee-Entzug kann es zu Verstopfungen kommen. Das Getränk wirkt nämlich harntreibend und beschleunigt die Funktion der Verdauungsorgane. Fällt der Kaffee weg, muss dein Darm wieder verstärkt arbeiten, was etwas Zeit braucht. Ein Glas lauwarmes Wasser direkt nach dem Aufstehen hilft.
- Koffein im Kaffee – etwa 85 Milligramm pro Tasse – macht körperlich fitter und mental wacher. Der Verzicht auf Kaffee kann die Konzentration verschlechtern. Kaugummikauen soll aber dagegen helfen.
- Kopfschmerzen sind bei plötzlichem Verzicht nach Monaten des Kaffeegenusses keine Seltenheit. Diese spürst du laut Fachleuten nach etwa 12 bis 24 Stunden Entzug.
- Ein positiver Effekt bei Kaffeeverzicht ist guter Schlaf. Laut einer Studie, die im «Journal of Clinical Sleep Medicine» veröffentlicht wurde, schläfst du besser, wenn du mindestens sechs Stunden vor dem Zubettgehen kein Koffein mehr zu dir nimmst.
- Wer täglich mehr als 450 Gramm Koffein (rund fünf Tassen) zu sich nimmt, neigt vermehrt zu Angststörungen. Durch den Verzicht ist das Risiko geringer, darunter zu leiden und dein allgemeines Stresslevel sinkt. Dadurch kommt es zu weniger Depressionen.
- Häufiger Kaffeekonsum kann Zahnverfärbungen verursachen. Die Kombi von Kaffeebohnen und Wasser ist säurehaltig und kann den Zahnschmelz abnutzen. Kaffee-Liebende könnten mit Verzicht also auch bei der Zahnarztrechnung ordentlich sparen.
Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.