Forscher haben in einer Studie giftige Zusatzstoffe aus dem Abrieb von Autopneus in Salat nachgewiesen. Die Reifenpartikel kommen durch Wind, Klärschlamm und Abwasser auf die Felder, wo die in ihnen enthaltenen Schadstoffe in das Gemüse gelangen können.
Wie die Wissenschaftler in Experimenten zeigten, nahmen Salatpflanzen alle fünf untersuchten, teilweise hochgiftigen Chemikalien auf. Ihre Studie erschien im Fachjournal «Environmental Science & Technology». Zu ähnlichen Resultaten kam die Schweizer Forschungsanstalt Empa im Jahr 2019.
Ein Kilo Reifenpartikel pro Einwohner
Autoreifen sind eine bedeutende Quelle für die Umwelt belastendes Mikroplastik. Das Ausmass der Reifenpartikel-Emissionen sei nach wie vor schlecht quantifiziert, schreiben die Wissenschaftler um den Umweltwissenschaftler Thilo Hofmann vom Zentrum für Mikrobiologie und Umweltsystemwissenschaft der Universität Wien in ihrer Arbeit.
Wie sie in einer Mitteilung schreiben, wird jährlich etwa ein Kilogramm der Reifenpartikel pro Einwohner und Jahr mit dem Wind in die Umwelt geweht und vom Regen in Flüsse und Abwässer geschwemmt.
In ihrer Studie haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in mehreren Experimenten untersucht, ob essbare Pflanzen die Schadstoffe aufnehmen. Sie setzten dazu im Labor den Nährlösungen von Salatpflanzen fünf Chemikalien zu, die bei der Reifenherstellung verwendet werden.
Toxizität sei unbekannt
«Unsere Messungen zeigten, dass die Salatpflanzen alle von uns untersuchten Verbindungen über die Wurzeln aufnahmen, in die Salatblätter verlagerten und dort anreicherten», so Anya Sherman aus Hofmanns Team. Diese Aufnahme erfolgte auch, wenn die Salatpflanzen den Chemikalien nicht direkt, sondern indirekt über ein Reifengranulat in der Wurzelregion ausgesetzt waren.
Die Forscher identifizierten auch jene Stoffe, die beim Stoffwechsel der Pflanze aus den aufgenommenen Chemikalien entstanden. Bei diesen Stoffwechselprodukten handelt es sich um bisher noch nicht beschriebene Verbindungen, deren Toxizität unbekannt sei und die daher «eine nicht abschätzbare Gesundheitsgefahr darstellen», betonte Thorsten Hüffer aus dem Team Hofmanns.
(sda/bza)