Bercow hatte in seiner Zeit als Unterhauspräsident (Speaker of the House of Commons) die Rechte der Abgeordneten grosszügig ausgelegt und damit vor allem Ex-Premierministerin Theresa May Ärger bereitet. Zeitweise konnte damit eine Gruppe von Brexit-Gegnern in der konservativen Regierungspartei mithilfe der Opposition den Gesetzgebungsprozess in die Hand nehmen, um den Weg zu einem No-Deal-Brexit zu versperren. Als Boris Johnson das Parlament später in eine Zwangspause schickte, fand Bercow deutliche Worte. Es handle sich um einen «Akt exekutiver Ermächtigung», sagte er damals. Später gab ihm das oberste Gericht Recht und erklärte die Parlamentsschliessung für rechtswidrig.
Wohl als Retourkutsche nominierte Johnson Bercow nicht, wie eigentlich für ehemalige Unterhauspräsidenten üblich, als Mitglied für das Oberhaus. Bercows Nachfolger auf dem Stuhl des Speakers, Lindsay Hoyle, hatte sich bei seiner Wahl vor zwei Jahren vom eigenwilligen Stil Bercows deutlich distanziert. Inzwischen sieht aber auch er sich immer mehr in einer Konfrontation mit der Regierung.