Auch wenn das Verschwinden ihrer kleinen Maddie bereits 15 Jahre her ist, Mutter Kate und Vater Gerry McCann geben die Hoffnung und die Suche nach ihrer Tochter nicht auf. Vor wenigen Tagen schreibt das Paar in einer Mitteilung: «Auch wenn die Wahrscheinlichkeit gering sein sollte, haben wir die Hoffnung nicht aufgegeben, dass Madeleine noch immer am Leben ist und wir mit ihr vereint werden.» Hinter dem mysteriösen Verschwinden des Kleinkinds kamen in den letzten 15 Jahren so einige neue Details zum Vorschein. Doch was steckt genau hinter der Geschichte von Madeleine McCann?
Die Entführung von Maddie
Die Geschichte begann am 3. Mai 2007 im portugiesischen Praia da Luz. Die Eltern hatten Maddie und deren beiden jüngere Geschwister im Appartement gelassen, um mit Freunden den Abend ausklingen zu lassen. Regelmässig schauten sie nach den Kindern, bis die Mutter feststellte, dass Maddies Bett leer war und die Terrassentür offen stand. Die portugiesische Polizei nahm sofort die Ermittlungen auf, doch vom Entführer gab es keine Spur. So kam es, dass die Eltern von Maddie ins Visier der Ermittlungen gerieten. Nach einem rund elfstündigen Verhör am 6. September 2007, vermutete die portugiesische Polizei, dass die Eltern das Mädchen aus Versehen getötet haben und die Tat nur vertuschen wollten. Im März 2008 hat die portugiesische Polizei den Status des Paars als Tatverdächtige aber aufgehoben, das Paar erhielt eine Entschädigung in Höhe von 550'000 Pfund von britischen Medien wegen Berichten über ihre mögliche Tatbeteiligung.
Grösste Suchaktion aller Zeiten
Die Eltern von Maddie liessen nichts unversucht, um ihre Tochter zu finden und glaubten weiterhin daran, dass die Dreijährige noch am Leben war. Mit Bannern in Stadien, Plakaten an Flughäfen in ganz Europa, einem Besuch beim Papst und der Gründung einer Stiftung machten die Eltern auf den Fall aufmerksam. Vater McCann sagte 2015: «Wir werden jeden Stein umdrehen, um nach ihr zu suchen». Zudem veröffentlichte Oprah Winfrey ein Phantombild, wie Maddie mittlerweile aussehen würde. Der Fall der entführten Maddie wurde weltweit bekannt.
Doch nach einiger Zeit wurden die Suchaktionen und die negative Presse nicht nur den Einwohnern von Praia da Luz zu viel, sondern auch den Eltern. So verweigerten sie die Mitwirkung bei der Produktion einer Netflix-Serie im Jahr 2019. Die Serie ist laut den Eltern fragwürdig und würde zudem den Ermittlungserfolg gefährden.
Ermittlungen führten ins Nichts
Seit dem mysteriösen Verschwinden von Maddie und den unzähligen Ermittlungsstunden in dem Fall, schien es so, als gäbe es keine Hoffnung mehr. Der Verdacht, dass das Mädchen aufwachte und sich verirrt habe, bestätigte sich ebenso wenig, wie der Schuld der Eltern. So kam es, dass die portugiesische Polizei im Jahr 2008 den Fall Maddie einstellte. Der Abschlussbericht liess offen, ob das Mädchen getötet oder entführt wurde.
Immer wieder gab es danach Spekulationen über neue Tatverdächtige. Unter anderem gab es 2013 einen Augenzeugen, der einen Tatverdächtigen beschrieb, welcher eine Schlüsselrolle im Fall spiele. Dieser sei mittelgross, zwischen 20 und 40 Jahre alt und habe braunes Haar. Der Tatverdächtige soll mit einem blonden Kind auf dem Arm auf dem Weg zum Strand gesehen worden sein. Nach einem Aufruf in den britischen Medien führten die Spuren nach Deutschland. Am Tatort wurden zwei Männer beobachtet, die das Appartement der McCanns ausspioniert und Deutsch gesprochen haben sollen. Nach der Fernsehshow «Aktenzeichen XY... ungelöst», bei der rund sieben Millionen Menschen zusahen, gingen Hinweise ein, die endlich Erfolg im Fall versprachen. So führten erste Spuren zu dem Mann, welcher am 3. Juni 2020 von deutschen Strafverfolgern als Verdächtiger genannt wurde.
Spuren führen nach Deutschland
Bei dem Mann handelt es sich um den Sexualstraftäter Christian B., welcher mehrmals vor der deutschen Justiz floh und viele Jahre in Praia da Luz lebte. Die Ermittler aus Deutschland gehen seit 2020 davon aus, dass er Maddie entführt und umgebracht hat. Viele Hinweise belasten B., doch nicht genügend, um ihn als Entführer von Madeleine zu verhaften. Doch die Staatsanwaltschaft Braunschweig, welcher für den Fall zuständig ist, war sich seit Beginn an zu «100 Prozent sicher», dass es sich bei Christian B. um den Täter handelt. Der Verdächtige sitzt momentan in einem deutschen Gefängnis eine mehrjährige Haftstrafe wegen Vergewaltigung einer 72-jährigen US-Amerikanerin im Jahr 2005 in Praia da Luz sowie Drogenhandels ab. Aktuell wird das nächste Verfahren gegen ihn vorbereitet, dabei geht es um zwei Missbrauchsfälle und drei Vergewaltigungsvorwürfe.
B. bestreitet jedoch weiterhin, etwas mit dem Verschwinden von Madeleine zu tun zu haben, zuletzt in einem Brief. Es gilt die Unschuldsvermutung. Das Verschwinden von Madeleine wird sich Stand jetzt nur aufklären lassen, wenn der Täter die Tat gesteht – oder ein Zufall passiert.