Das Land am Mittelmeer steckt seit mehr als einem Jahr in einer der schwersten Wirtschafts- und Finanzkrisen seiner Geschichte. Grosse Teile der Gesellschaft sind in Armut abgerutscht. Die libanesische Lira hat zum Dollar rund 90 Prozent ihres Werts verloren. Die Inflation liegt bei mehr als 150 Prozent. Wegen einer Versorgungskrise bilden sich vor Tankstellen täglich lange Schlangen.
Zugleich blockieren sich führende Politiker gegenseitig bei der Bildung einer neuen Regierung. Das jetzige Kabinett hatte nach der Explosionskatastrophe im Hafen von Beirut Anfang August seinen Rücktritt erklärt und ist nur noch geschäftsführend im Amt. Kritiker werfen der politischen Elite vor, korrupt zu sein und das Land auszubeuten. Libanons politisches System ist zudem geprägt durch ein fragiles Gleichgewicht zwischen den unterschiedlichen Konfessionen.
Frankreich bemühte sich am Donnerstag bei einer von den UN unterstützten Videokonferenz um internationale Hilfe für Libanons Armee. Ziel sei es, eine koordinierte Antwort auf die «dringenden Bedürfnisse» der Streitkräfte zu entwickeln, teilte das Verteidigungsministerium in Paris mit. Libanons Armeechef Joseph Aoun hatte gewarnt, unter den Soldaten könne es zu Hunger kommen, weil deren Sold immer weniger wert sei. Der Armee drohe ein Zusammenbruch.