Worum gehts?
Der erste Flug der Artemis-Mission findet ohne Besatzung statt – doch der Start der stärksten Rakete der Welt soll der Auftakt zur Rückkehr des Menschen zum Mond sein.
Für die Nasa, welche die Mission seit mehr als zehn Jahren vorbereitet hat, ist Artemis 1 zudem höchst symbolträchtig. Sie soll beweisen, dass die US-Weltraumbehörde immer noch konkurrenzfähig ist angesichts der Ambitionen Chinas oder der SpaceX von Elon Musk.
Wieso wurde der Start abgesagt?
Die US-Weltraumbehörde Nasa hat den Start einer unbemannten Mond-Mission für Montag abgesagt. «Der Start von Artemis I wird heute nicht mehr stattfinden. Die Teams arbeiten an einem Problem mit einem Triebwerk-Leck», teilte die Nasa am Montag mit, wenige Minuten nach Beginn des zweistündigen Zeitfensters für den Launch.
Zuvor hatte es bereits Verzögerungen gegeben, ein Sprecher hatte mitgeteilt, dass ein Triebwerk nicht die nötige Zieltemperatur erreicht habe. Auch ein Problem am Tanksystem war mitgeteilt worden. Als weitere mögliche Starttermine hatte die Nasa im Juli den 2. und den 5. September genannt.
Der rund 40 Tage dauernde unbemannte Testflug der «Artemis»-Mission soll die Rückkehr zu bemannten Flügen zum Mond einläuten. Frühestens 2025 will die Nasa wieder Menschen dorthin schicken, erstmals auch eine Frau und eine nicht-weisse Person. Schon bei früheren Tests waren Probleme aufgetreten und der ursprüngliche Zeitplan hatte sich verzögert.
Apropos Mond: Dieses Jahr gabs eine eindrucksvolle Mondfinsternis
Quelle: CH Media Video Unit / Melissa Schumacher
Wie sieht die Mission aus?
Die Orion-Kapsel soll den Mond umkreisen, sich ihm bis auf hundert Kilometer nähern und dann ihre Triebwerke zünden, um bis zu 64'000 Kilometer hinter den Mond vorzudringen – dies wäre ein Rekord für ein Raumschiff, das Menschen befördern soll.
Vor allem der Hitzeschild soll getestet werden, der bei seiner Rückkehr in die Erdatmosphäre einer Geschwindigkeit von fast 40'000 Kilometern pro Stunde und einer Temperatur halb so heiss wie die der Sonnenoberfläche standhalten muss.
Tausende Menschen aus den USA und Europa haben die Mission vorbereitet. Die Europäische Weltraumorganisation ESA steuerte beispielsweise das ESM-Servicemodul bei, das die Orion-Kapsel mit Strom, Wasser und Sauerstoff versorgt.
Was sind die Risiken?
Trotz der jahrelangen Vorbereitung ist längst nicht sichergestellt, dass bei der Mission alles glatt läuft. «Wir machen etwas unglaublich Schwieriges, und das birgt Risiken», sagt Missionsleiter Mike Sarafin. Trotz zahlreicher Tests im Vorfeld werden die verschiedenen Teile der Kapsel und der Rakete zum ersten Mal gemeinsam fliegen.
Die Nasa will das Experiment auch dann fortsetzen, wenn sich die Solarpaneele von Orion nicht wie geplant entfalten – ein Risiko, das mit einer Besatzung nicht eingegangen werden würde.
Wann fliegen wieder Menschen zum Mond?
Ein völliges Scheitern wäre jedoch verheerend für das Programm, das mit 4,1 Milliarden US-Dollar pro Raketenstart zu Buche schlägt und bereits fünf Jahre hinter dem ursprünglichen Zeitplan liegt. Die nächste Mission, Artemis 2, soll Astronauten in eine Umlaufbahn um den Mond bringen, die Besatzung von Artemis 3 soll dann – frühestens 2025 – auf dem Mond landen.
An der bisher letzten Mondlandung, der Apollo-Mission 1972, waren ausschliesslich weisse Männer beteiligt. Unter den Astronauten der künftigen Artemis-Missionen sollen nun erstmals auch eine Frau und eine farbige Person sein.
Was ist das Ziel?
Doch nicht nur eine erneute Mondlandung ist das Ziel von Artemis. Geplant ist eine dauerhafte Raumstation in der Mondumlaufbahn und eine Basis auf dem Planeten selbst – von wo aus eines Tages Astronauten weiter zum Mars reisen könnten.
Doch nun muss erst einmal der Start von Artemis 1 am Montag klappen. Das Wetter in Florida ist zu dieser Jahreszeit launisch – und könnte den Zeitplan ins Wanken geraten lassen.
(sda/jaw)