Quelle: Archivvideo vom 16. Juni 2022 / CH Media Video Unit / Katja Jeggli
Die Chefetage der Migros sieht angesichts der hohen Niederlage vorerst keinen Anlass, die Alkoholfrage erneut zu diskutieren. «Die Alkoholfrage ist mindestens für diese Generation geklärt», sagte Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen am Donnerstag an einer Medienkonferenz zum Abstimmungsausgang.
Er interpretiere das Resultat so, dass die Genossenschafter mit der aktuellen Situation zufrieden seien. Dass die Frage nun vorerst vom Tisch ist, hat laut Zumbrunnen den Vorteil, dass er als Migros-Chef seine Aufmerksamkeit nun wieder auf andere Probleme richten könne. So betonte er etwa die angeschlagenen Lieferketten und die Preissteigerungen bei den Rohstoffen.
«Akzeptieren den Entscheid»
Dem Mehrumsatz, den der Alkoholverkauf generiert hätte, trauert Zumbrunnen laut eigene Angaben nicht nach. Die Idee hinter der Abstimmung sei schliesslich nicht die Umsatzsteigerung gewesen, sondern die grundsätzliche Diskussion um die Alkoholfrage, sagte Zumbrunnen. «Wir haben genug Produktinnovationen und sind gut aufgestellt, um unsere ambitionierten Wachstumsziele auch so zu erreichen.»
Tritt jetzt die Teppichetage der @migros zurück und besäuft sich im Coop?
— hu.vollenweider (@deppenpost) June 16, 2022
Die Migros-Chefetage zeigte sich an der Medienkonferenz trotz des wuchtigen Neins zur Aufhebung des Alkoholverbots betont zufrieden. «Das ist keine Niederlage für das Management», sagte Migros-Präsidentin Ursula Nold. Denn die Diskussion über die Aufhebung des Alkoholverbots sei schliesslich nicht vom Management angestossen worden, betonte Nold: «Sondern es war ein Wunsch der Basis.»
«Bewusst nicht eingemischt»
Die meisten Migros-Gremien hätten zwar eine Ja-Empfehlung abgegeben, «aber wir wollten nie verbissen gewinnen», sagte sie. Auch Zumbrunnen betonte, man habe sich bewusst nicht eingemischt. «Ich habe wie alle anderen genau eine Stimme abgegeben», sagte er.
Er sei froh über die klare Einigkeit beim Ergebnis. Das mache es für die Kunden der Migros einfacher. «Egal in welcher Migros sie einkaufen, wissen sie, dass es dort keinen Alkohol gibt.»
Wäre die Vorlage in gewissen Regionalgenossenschaften mit einer Zweidrittelsmehrheit angenommen worden, wäre dort nämlich der Weg frei gewesen für den Verkauf von alkoholhaltigen Getränken wie Bier, Wein und Schnaps. Dann hätte es sein können, dass die Migros in gewissen Regionen Alkohol verkauft hätte, in anderen nicht.
Warum die Schadenfreude gegenüber der Konzernleitung der Migros bei gewissen Leuten hier? Es war ein basisdemokratischer Vorgang über eine legitime Frage. Der Genossenschaftsgedanke hat funktioniert. Freuen wir uns doch darüber! #Migros
— Luca Strebel 🕊 (@StrebelLuca) June 16, 2022
Doch die Genossenschafter haben die Vorlage in sämtlichen Regionen mit grossem Mehr abgelehnt. Eine Gewinnerin habe es jedoch trotzdem gegeben, sagte Nold: «Und zwar die Migros-Demokratie.»
Gesellschaftliche Diskussion
Das grosse mediale Echo, die Diskussionen auf den sozialen Medien und auch die hohe Stimmbeteiligung von fast einem Drittel der 2,3 Millionen Genossenschafter, mache stolz, erklärte Nold. Denn das zeige, dass die Migros und deren Werte «eine gesellschaftliche Diskussion auslösen können». Und es demonstriere die grosse Verbundenheit der Menschen mit der Migros.
Das Marketing der Migros funktioniert. Schon lange war man nicht mehr kostenlos so omnipräsent vertreten. 🤷♂️
— Thomas Guldener (@tguldener) June 16, 2022
Nold erklärte sich auch zufrieden über den Ausgang der zweiten Abstimmung. Die Genossenschafter nahmen eine Statutenänderung an, damit sie künftig auch online abstimmen können. «Die Kunden wollen also nicht nur an traditionellen Werten festhalten, sondern sie wünschen sich auch eine Weiterentwicklung. Es ist ein guter Mix aus Tradition und Innovation.»
Wie soll die Migros-Führung auf das deutliche Nein reagieren? Konsequenzen ziehen oder weiter wie bisher? Schreib es uns in die Kommentare.
(sda/baz)