Aargau/Solothurn

Stahl Gerlafingen baut 95 Stellen ab: Rettungsversuch kommt zu spät

95 Stellen weg

Stahl Gerlafingen schliesst eine von zwei Produktionsstrassen – so reagiert die Politik

27.03.2024, 20:19 Uhr
· Online seit 27.03.2024, 13:29 Uhr
Nun also doch. Stahl Gerlafingen schliesst einen Teil der Produktion. Betroffen vom Stellenabbau sind bis zu 95 Personen. Die Bemühungen der Politik in den letzten Wochen kommen damit zu spät. Die Solothurner Politik bedauert die Massenentlassung und sieht dringenden Handlungsbedarf.

Quelle: TeleBärn

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Die wirtschaftlichen Voraussetzungen für die Stahl Gerlafingen sind schlecht. Sie kann faktisch nicht mehr in die EU exportieren, weil die Stahlindustrie dort staatlich subventioniert und gefördert wird. Die hohen Energiepreise und Netzabgaben in der Schweiz zwingen das Unternehmen in die Knie. Der Stahl aus Gerlafingen ist nicht mehr konkurrenzfähig, die Marge im Keller.

Nun handelt das Solothurner Traditionsunternehmen und schliesst eine der zwei Produktionsstrassen. Damit verbunden ist der Abbau von maximal 95 Arbeitsplätzen. Für die direkt Betroffenen werde ein ein Sozialplan erstellt, teilt das Unternehmen mit. Einen Teil des Abbaus hofft man zudem über natürliche Fluktuation zu erreichen. Mit der Teilschliessung sollen die Verluste eingedämmt und damit der Rest des Werks geschützt werden.

Rettungsversuch der Politik kam zu spät

In der letzten Woche habe sich die Politik intensiv mit der Suche nach Lösungen für das Stahlwerk beschäftigt, heisst es in der Mitteilung weiter. Das Unternehmen wartete deshalb mit der Teilschliessung noch zu. CEO Alain Creteur dankt allen Beteiligten für das grosse Engagement: «Wir waren sehr positiv überrascht und möchten uns in aller Form für diese Unterstützung bedanken.»

Haben sich vergeblich für die Rettung eingesetzt: Ständerätin Franziska Roth und Nationalrat Christian Imark

Quelle: Tele M1 Archivbeitrag vom 13. März 2024

Letztlich kämen die von der Politik zugesicherten Massnahmen erst in der Zukunft zum Tragen und damit zu spät, um den Betrieb der Profilstrasse aufrechtzuerhalten. «Angesichts der Gesamtsituation sind Massnahmen wie eine Schliessung der Profilstrasse alternativlos, wenn wir die restlichen Arbeitsplätze sichern wollen», so Creteur.

Franziska Roth und Christian Imark zum Stellenabbau beim Stahlwerk

Der Verlust von 95 Arbeitsplätzen sei tragisch für die Region, wie Ständerätin Franziska Roth und Nationalrat Christian Imark auf Anfrage sagen. Beide bedauern dies sehr. Es sei wichtig, dass der Kanton und das Stahlwerk für die 95 betroffenen Mitarbeitenden nun einen guten Sozialplan ausarbeiten, so Franziska Roth.

Das Problem seien nicht die allfälligen Unterstützungsmassnahmen von Seiten des Staates gewesen, so Christian Imark. Sondern: «Das Problem ist, dass das Freihandelsabkommen seitens der EU missachtet wird.» Das führt dazu, dass das Stahlwerk nicht so exportieren kann wie es möchte, so Imark weiter. Der Staat habe alles gemacht, was möglich war. Der Kern des Stahlwerkes, die Produktion von Baustahl aus recyceltem Schrott, kann aufrechterhalten bleiben und daran werde auch weiterhin gearbeitet: «Diese Linie muss am Leben erhalten bleiben, denn aus umwelttechnischer Sicht hat sie Systemrelevanz.»

Ähnlich sieht es auch Franziska Roth: «Die Politikerinnen und Politiker haben auf allen Ebenen versucht, jeden Hebel in Gang zu setzen. Es war jedoch nicht möglich, mit der EU eine Lösung zu finden.» Weil ein institutionelles Abkommen mit der EU fehlt, könne die Schweiz jedoch keine Forderungen stellen. Franziska Roth: «Die Stahl Gerlafingen ist für die Versorgungssicherheit systemrelevant.»

Für die Schweiz sei dieser Fall ein Warnzeichen, so Franziska Roth: «Es ist enorm wichtig, dass die Schweiz so schnell wie möglich ein geregeltes Verhältnis mit der EU hat, damit wir auf Augenhöhe kommunizieren können.»

Jetzt müsse man in Bundesbern alles tun, um für gute Verhandlungen Hand zu bieten, so die Ständerätin. «Es ist extrem wichtig, dass wir vorwärts machen in den Verhandlungen mit der EU und zu einem guten Abschluss kommen.» In den aktuellen geopolitischen Spannungen habe die Schweiz grosse Nachteile, wenn man nicht zusammen mit stärkeren Partnern, wie der EU auftreten könne, so Franziska Roth.

Unklare Perspektive

Was passiert, wenn sich die Exportbedingungen in die EU wieder zum guten verändern sollten? Dazu schreibt CEO Creuter: «Selbstverständlich werden wir die Maschinen erst einmal vorläufig stilllegen, aber man müsste uns schon eine langfristige Perspektive für den Export in die EU aufzeigen, bevor wir über eine Wiedereröffnung nachdenken können.» Stahl Gerlafingen produziert aus einheimischem Stahl-Schrott rund 50 Prozent des jährlich benötigten Baustahls in der Schweiz und garantiere somit die Versorgungssicherheit des Landes mit Stahl, so das Unternehmen in seiner Mitteilung.

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veröffentlicht: 27. März 2024 13:29
aktualisiert: 27. März 2024 20:19
Quelle: 32Today

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