Recycling

Afrika oder Putzlappen: Das passiert mit unseren gesammelten Altkleidern

14.03.2022, 14:21 Uhr
· Online seit 13.03.2022, 20:30 Uhr
Der Kleiderkonsum pro Kopf nimmt stetig zu und damit auch die Menge an Gebrauchttextilien. Jährlich landen rund 50'000 Tonnen Altkleider im Kleidersack – aber was passiert eigentlich genau mit diesen Textilien?
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Der Ukraine-Krieg weckt in vielen das Bedürfnis, zu helfen. Eine Möglichkeit dazu ist eine Spende, zum Beispiel in Form von Kleidern. Doch Textilien wurden mittlerweile genug gesammelt, deshalb werden viele ausrangierte Kleidungsstücke wieder in den Altkleidersack geschmissen.

Der Kleiderkonsum hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Pro Kopf und pro Jahr kommen so rund sechs Kilogramm Altkleider zusammen, die mehrere Organisationen flächendeckend einsammeln und weiterverwerten. Insgesamt erreicht die Sammelmenge jährlich rund 50'000 Tonnen.

Einsammeln und sortieren

Nach dem Einsammeln der Container werden die Kleider sortiert. Bei Texaid, der grössten Sammelorganisation in der Schweiz, werden die Kleidungsstücke von Hand überprüft und klassifiziert. Dabei werden noch tragbare Textilien herausgefiltert, die so im Textilkreislauf bleiben. Sortiert wird in Sortierwerken in der Schweiz, in Deutschland, Ungarn und Bulgarien.

Verwertung: Second-Hand oder Putzlappen

Laut dem Bundsamt für Umwelt BAFU sind bis zu zwei Drittel der gesammelten Altkleider weiterhin tragbar. Diese werden sowohl an Secondhand-Shops in der Schweiz, aber grösstenteils auch ins Ausland verkauft, insbesondere nach Osteuropa, Russland, Afrika und in den Nahen Osten. Der Ertrag dient vor allem dazu, die Sammel- und Sortierkosten zu decken. Überschüssige Erträge werden oft an gemeinnützige Zwecke gegeben.

Aus den Kleidern, die nicht mehr tragbar sind, entstehen zu einem Teil Putzlappen, die in der Industrie eingesetzt werden. Auch Rohmaterial für Recycling-Garne oder Füll- und Dämmstoffe können aus den Altkleidern hergestellt werden. Ein kleiner Teil ist Abfall, der thermisch verwertet wird. Auch Schuhe werden manuell überprüft und die noch tragbaren Exemplare werden meist ins Ausland verkauft.

Ist der Markt übersättigt?

Nicht nur aufgrund der Corona-Krise waren die Lager von Texaid im Jahr 2020 prall gefüllt. Man liest auch immer wieder, dass sich die nach Osteuropa oder Afrika verschifften Altkleider auf Müllbergen türmen, wie zum Beispiel SRF berichtete. Auf Nachfrage antwortet Texaid, dass die Ware nur abgesetzt wird, wenn eine konkrete Nachfrage im Land vorhanden ist. Laut Texaid schadet der Export der Altkleider in afrikanische Länder der dortigen Textilindustrie nicht.

Lohnt sich die Altkleidersammlung?

Weil die Kleiderproduktion viel Energie, Wasser, Chemikalien und Erdöl verbraucht, lohnt es sich auf jeden Fall, Kleider lang zu verwenden. Aus Umweltsicht ist es deshalb sinnvoll, keine kurzlebige Kleider zu kaufen und die ausrangierten Kleider weiterzugeben – sei es, um sie nochmals zu tragen oder sie anderweitig zu recyclen.

(sgr)

veröffentlicht: 13. März 2022 20:30
aktualisiert: 14. März 2022 14:21
Quelle: FM1Today

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