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Krätze im Altersheim: Mehrere Bewohner von ansteckender Milbe betroffen

Halbbatziges «Sorry»

Krätze im Altersheim: Mehrere Bewohner von ansteckender Milbe betroffen

30.10.2022, 19:37 Uhr
· Online seit 30.10.2022, 19:23 Uhr
Es ist ein äusserst unangenehmer Juckreiz, den die kleinen Milben unter der Haut verursachen. Die ansteckende Krätze brach in Olten im Alters- und Pflegeheim Weingarten aus. Für Empörung sorgt die Art, wie man die Angehörigen informierte oder eben nicht informierte.
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Der Rücken von Rebekka Faillas Mutter sieht schlimm aus – voller roter Flecken. Dieses Bild zeigt sich bei einem Besuch Faillas im Alters- und Pflegeheim Weingarten vor zwei Wochen. Sofort meldet Failla das Leiden der 90-Jährigen bei der Pflege des Heims. Passiert sei aber nicht viel:

«Wir haben nie einen Input oder eine Information bekommen, mussten immer selbst gehen, um zu erfahren, was mit der Mutter los ist», sagt die Tochter. Erst vor drei Tagen kam dann ein offizielles Schreiben des Alters- und Pflegeheims: Im Weingarten ist die Krätze ausgebrochen, oder wie man es heute nennt: Die Skabies-Milbe. Eine ganze Station wurde sogar isoliert.

Keine mangelhafte Hygiene, aber...

Die Milbe ist zwar nicht Zeichen von unhygienischen Zuständen. Die Angehörigen der 90-jährigen Frau stören sich aber am mangelhaften Informationsfluss. Und das nicht zum ersten Mal. Dazu stören auch Mängel an der Infrastruktur: «Es ist einfach nicht qualitativ auf dem Niveau, das eigentlich für diesen Preis gewährleistet werden müsste», sagt Failla. «Wir sind der Meinung, dass sie die Dienstleistung, die Pflege und Betreuung nicht bekommt, obwohl sie ihr zusteht.»

«Es tut uns leid» - sagt nicht etwa das Altersheim 

So seien unter anderem Sonnenstoren während des ganzen Sommers nicht geflickt worden, man habe mit der Mutter nicht draussen sitzen können. Zudem sei ein Sturz der demenzkranken Frau den Angehörigen nicht kommuniziert worden. Obwohl das Gesicht mit Hämatomen übersäht gewesen sei. «Das tut uns leid», sagt nicht etwa die Heimleitung, sondern Tochter Rebekka Failla, «Es tut uns leid und weh, dass meine Mutter jetzt so leiden muss», nachdem man eigentlich gedacht hatte, sie gut untergebracht zu haben. Die Krätze sei nun das Tüpfelchen auf dem I.

Gegenüber Tele M1 wollte von der Heimleitung auf Anfrage übrigens niemand persönlich Stellung nehmen. Die Betreiberin, die Bürgergemeinde Olten, äusserte sich aber schriftlich: «Wir stehen zu den Fehlern, die wir gemacht haben und versuchen, uns zu verbessern.» Und weiter: «Wenn es jemandem bei uns nicht passt, suchen wir gemeinsam mit den Angehörigen eine Lösung in einem anderen Alters- oder Pflegeheim.»

Genau das macht Rebekka Failla nun – sie sucht einen neuen Platz für ihre Mutter. Und sorgt sich dabei vor allem um die Bewohnenden, die keine kümmernden Angehörigen mehr haben.

(lba)

veröffentlicht: 30. Oktober 2022 19:23
aktualisiert: 30. Oktober 2022 19:37
Quelle: Tele M1

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