Zurück geht dieser kuriose Umstand auf ein historisches Ereignis. Im 19. Jahrhundert wanderten zahlreiche Aargauerinnen und Aargauer nach Amerika aus. Die Schweiz wurde nach den napoleonischen Kriegen von einer Hungersnot geplagt, auch der Aargau war stark betroffen – besonders in den Bezirken Kulm, Lenzburg, Laufenburg und Zurzach.
Auswanderungswelle nach Amerika
Die Behörden taten, was in ihrer Macht lag, um das Elend zu lindern: Ausfuhrverbote für Lebensmittel wurden erlassen, Getreide aus den staatlichen Speichern und im Ausland angekaufter Reis wurden an die Notleidenden abgegeben, Suppenanstalten wurden errichtet. Doch die Massnahmen reichten nicht aus. Die Folge: Es gab zahlreiche Tote.
Immer mehr Landwirte und Handwerker spielten mit dem Gedanken, schliesslich auszuwandern. Tatsächlich aus dem Aargau nach Amerika ausgewandert sind 1400 Personen in den Jahren 1816 und 1817. Die meisten Auswanderer und Auswandererinnen stammten aus den Bezirken Rheinfelden, Laufenburg und Brugg. Das Schicksal vieler dieser Menschen ist unbekannt. Jedoch war der Auswanderungsprozess nicht für alle gleich leicht.
So entstand «New Lenzburg»
Erfolgreich waren vor allem einzelne Gruppen, die von Leuten geleitet wurden, die sich in Amerika bereits ein wenig auskannten, und deren Mitglieder schon vor der Abreise über gewisse Mittel verfügten. 1816 gelang es einer grösseren Gruppe aus dem Aargau auszuwandern und in Illinois anzusiedeln. Bernhard Steiner aus Suhr war Teil dieser Gruppe und liess sich in Illinois nieder. Dort kaufte er im Gebiet von «Dutch Hill» Land, welches er mit seiner Familie bewirtschaftete. Als Steiner 1821 hoch zu Ross von Dieben überfallen und ermordet wurde, ging das Land an seine Schwestern über. Bereits ein Jahr später kam Peter Baumann aus Schafisheim in den USA an. Er war der Neffe von Bernhard Steiner und übernahm nach dessen Tod die Siedlung. Er nannte sie «New Lenzburg» – unter diesem Namen existiert sie noch heute. Gross ist sie allerdings nicht.
Lust auszuwandern?
Das amerikanische Lenzburg hat um die 500 Einwohnerinnen und Einwohner, es gibt kein Hotel, keine Schule – bloss eine Bar. Zum Vergleich: Unser Aargauer Lenzburg hat über 11'100 Einwohnende, mehrere Schulhäuser, mindestens fünf grössere Hotels und zahlreiche, oft gut gefüllte Restaurants und Bars.
Die amerikanische Siedlung mit dem gleichen Namen mag zwar nicht mit ihrem blühenden Sozialleben, dafür aber vielleicht mit der romantischen Abgeschiedenheit bestechen. Hier kennt jeder jeden, man hat seine Ruhe und vor allem: viel Land. Falls du also überlegst auszuwandern und weiter an einem Ort mit vertrautem Namen leben möchtest, dann wäre Lenzburg eine Option. Häuser mit toller Küche, grosser Badewanne und viel Umschwung gibt es nämlich mehr als genug.
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