Quelle: Tele M1/Beitrag vom 02. Februar 2017
Sein Fall berührt seit Jahren die Schweiz: Marco Hauenstein (25) sucht seine leiblichen Eltern. Ein Aufruf auf Facebook Anfang 2017 löste ein gewaltiges Echo aus. Zahlreiche Schweizer Medien und sogar die britische BBC berichteten über die Suche. Seine Mutter Gina Barbara Hauenstein (geb. 1970) war am 19. Februar 2000 in Kleindöttingen als vermisst gemeldet worden.
Wenige Wochen nach dem Facebook-Post, der gemäss «Migros-Magazin» weltweit 2,1 Millionen Mal geteilt wurde, folgte die traurige Gewissheit: Ein Oberschenkelknochenfund aus dem Jahr 2013 wurde Gina Hauenstein zugeordnet, sie wurde für tot erklärt. Am Donnerstagabend rollt das SRF für die Dok-Serie «Vermisst – Verbrechen nie ausgeschlossen» den Fall nochmals auf.
Bereits als Baby kam Marco Hauenstein in ein Zürcher Heim. Die ersten Monate musste er einen Drogenentzug durchmachen – seine Mutter, die in Zürich als Prostituierte arbeitete, hatte offenbar auch während der Schwangerschaft Heroin konsumiert. Sie litt unter einer paranoiden Schizophrenie, wie die Nachrichtensendung «10vor10» im Jahr 2020 berichtete. Gemäss Medienberichten besuchte ihn die Mutter zu Beginn im Heim. Danach kam er bei Pflegeeltern im Kanton Zug unter.
Ein Aufruf, der sein Leben verändert hat
Marco Hauenstein war drei Jahre alt, als seine Mutter spurlos verschwand. Die damals 30-Jährige lebte bis dahin im Böttsteiner Ortsteil Kleindöttingen. Jahrelang suchte er auf eigene Faust nach seinen Eltern. Anrufe bei Gemeinden und der Polizei blieben erfolglos. Erst ein Hilfeschrei auf Facebook, dem er ein Schwarz-Weiss-Bild seiner Mutter von Ende der 1990er-Jahre anfügte, brachte neue Informationen ans Licht – und veränderte sein Leben.
Zuerst lernte Marco Hauenstein seine Tante kennen, eine Halbschwester der Mutter. Mit ihr führte Marco Hauenstein das erste Gespräch mit einer leiblichen Verwandten überhaupt. Kurz darauf traf er in Kleindöttingen erstmals sein Grosi und einen Onkel.
Interne Abklärungen
Aufgrund von Medienanfragen nahm die Kantonspolizei Aargau zudem interne Abklärungen vor und stellte dabei fest, dass sie bereits seit 2015 vom Tod der Vermissten wusste. Ein Knochenfund am Rheinufer im Landkreis Waldshut (D), rund 7 Kilometer Luftlinie von Kleindöttingen entfernt, hatte ihr zugeordnet werden können. Der Oberschenkelknochen war bereits 2013 gefunden worden. Die Kantonspolizei veranlasste damals rechtsmedizinische Abklärungen beim Institut für Rechtsmedizin in Bern.
Anfang 2015 ging von dort tatsächlich die Rückmeldung ein, dass der Knochen von der vermissten Frau stammte – diese leitete die Kantonspolizei aber nicht an die für den Fund zuständigen Strafverfolgungsbehörden in Baden-Württemberg weiter.
Quelle: TeleM1 / Beitrag von 03. Februar 2017
Gegenüber «Tele M1» sagte Marco Hauenstein damals: «Ich kann und will nicht wahrhaben, dass sie tot ist.» Er gebe die Hoffnung nicht auf: «Ich muss davon ausgehen, dass sie nicht mehr lebt. Aber 100-prozentig kann man das nicht beweisen.» Und zu «20 Minuten» sagte er nach dem Bekanntwerden der Polizeipanne: «Ich werde erst Ruhe geben, wenn ich Gewissheit habe, was genau passiert ist.» Man braucht diesen Knochen ja nicht, um leben zu können – vielleicht sei sie gar nicht tot.
Gefundener Schädel gehört nicht Gina Hauenstein
In den vergangenen Jahren ging Marco Hauenstein verschiedenen Hinweisen nach, auch zum Verbleib seines Vaters. Ein Privatdetektiv unterstützte ihn dabei, bisher aber erfolglos.
Noch heute ist unklar, was mit Gina Hauenstein passiert ist – ob es sich um ein Verbrechen, einen Suizid, einen Unfall oder einen natürlichen Todesfall handelt. Marco Hauenstein hofft weiterhin, seine Mutter lebend zu finden, obwohl sie von der Polizei für tot erklärt wurde.
(Stefanie Garcia Lainez/Aargauer Zeitung)