Digitalisierung

Was kann das elektronische Patientendossier und wie kriege ich eines?

22.08.2023, 09:44 Uhr
· Online seit 21.08.2023, 19:42 Uhr
Vorreiter-News von der Post: Seit Montag kann man bei ihnen in gewissen Kantonen ein elektronisches Patientendossier (EPD) von der Couch aus eröffnen! Ganz ohne Papier, mühsamer Briefkorrespondenz und ganz ohne vorbeizugehen. Was aber ist ein EPD eigentlich und wozu ist es gut?
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Angenommen, du wirst schwer verletzt und bist nicht mehr fähig, den Rettungskräften zu sagen, wer du bist, welche Allergien du hast und ob du an Vorerkrankungen leidest. Dann hilft das EPD – das elektronische Patientendossier. Dieses ist jederzeit abrufbar, sowohl für den Patienten oder die Patientin wie auch für das Gesundheitspersonal – sofern dies der Patient so eingerichtet hat.

EPD – was ist das?

Den Impfausweis immer dabei, die Medikamentenrezepte stets griffbereit – aber auch generelle Gesundheits-Informationen jederzeit abrufbar: Das EPD ist eine Art virtuelle Sammlung persönlicher Dokumente mit Informationen rund um die eigene Gesundheit. Jede und jeder – ob gesund oder krank – kann ein solches kostenlos eröffnen und bestimmen, wer darauf Zugriff haben soll.

Jetzt noch digitaler

Seit 2022 kann man für ein EPD im Internet ein Antragsformular runterladen, ausfüllen und dieses zusammen mit einer Ausweis-Kopie bei der nächstgelegenen Eröffnungsstelle vorbeibringen.

Klingt einfach? Seit heute gehts in den sechs Kantonen Zug, Basel-Stadt, Bern, Schaffhausen, Solothurn und Zürich sogar noch einfacher, wie die Post heute mitteilte. Sie bot bereits einen Eröffnungsservice. Neu ist dies auch online möglich.

«Rund 40 Prozent der Schweizer Bevölkerung hat dadurch die Möglichkeit, ihr EPD online zu eröffnen. Damit leistet die Post einen weiteren wichtigen Beitrag zur Etablierung des EPD in der Schweiz. Sie baut eine Hürde ab, sodass Interessierte Personen ihre Gesundheitsdaten einfach, sicher und digital in ihrem EPD ablegen können», schreibt die Post in ihrer Mitteilung am Montag.

Der Kanton Zug schreibt in seinem Communiqué, er stehe voll und ganz hinter dem Projekt und unterstütze die digitale Transformation im Gesundheitswesen. Der Zuger Gesundheitsdirektor Martin Pfister sagt weiter: «Ich wünsche mir, dass wir nun endlich in dieser Thematik einen Schritt weiterkommen.»

Schweiz im Europa-Ranking Viertletzte

Da ist er nicht der Einzige. Der Bund wünscht sich Ähnliches: «Wir sind nicht so weit, wie wir gerne wären», sagt Gesundheitsminister Alain Berset Ende Juni an der Medienkonferenz zum entsprechenden Bundesgesetz.

Die Zahlen sprechen für sich: In der Schweiz haben bisher nur gerade 23'181 Mensch ein EPD eröffnet, informiert eHealth Suisse, die Kompetenz- und Koordinationsstelle von Bund und Kantonen. Auf dem Digital-Health-Index-Ranking der deutschen Bertelsmann-Stiftung liegt die Schweiz damit auf dem viertletzten Platz in Europa.

Bund will pushen

Dass es Innovation und neue Massnahmen braucht, liegt auf der Hand. Deswegen will der Bundesrat jetzt pushen: «Für alle Personen, die in der Schweiz wohnen und obligatorisch kranken- oder militärversichert sind, soll automatisch und kostenlos ein EPD eröffnet werden. Jede und jeder entscheidet anschliessend selbst, welche Gesundheitsfachpersonen auf das Dossier Zugriff haben», schreibt der Bund Ende Juni und revidiert das Gesetz über das elektronische Patientendossier (EPD) entsprechend. Bis zum 19. Oktober wird das revidierte Gesetz in eine Vernehmlassung geschickt.

And what about ... Datenschutz?

Nebst der schleppenden Entwicklung ist der Datenschutz ein wiederkehrender Diskussionspunkt, wenn es um das EPD geht. Wenn jetzt auch noch die Eröffnung online erfolgen soll, wird es dann nicht erst recht schwierig, Datensicherheit zu gewährleisten? Die Post schreibt, sie habe den EPD-Eröffnungs-Service in mehreren Pilotphasen auf Herz und Nieren getestet.

«Die Online-Eröffnung entspricht den höchsten Sicherheitsanforderungen. Jegliche Meldungen überprüfen die Experten der Post innert kürzester Zeit und beheben sie, sofern sich eine Schwachstelle bestätigen sollte. Diese Kontrollen werden laufend weitergeführt», so die Post in ihrer Mitteilung.

Was hältst du vom EPD? Schreib es uns in die Kommentare.

veröffentlicht: 21. August 2023 19:42
aktualisiert: 22. August 2023 09:44
Quelle: PilatusToday

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