Kurz vor den Sportferien stehen beziehungsweise standen die Lehrerinnen und Lehrer auch dieses Jahr wieder vor der Herausforderung, ihre Schulkinder zu bewerten. Ein Zürcher Lehrer macht seinem Ärger darüber auf Youtube Luft. «Die Schule und die Gesellschaft haben sich extrem gewandelt. Doch das Zeugnis ist in den letzten 20 Jahren in Zürich und in vielen anderen Kantonen in den Grundzügen dasselbe geblieben», erklärt er. Vielen Lehrpersonen reiche diese Form von Zeugnis nicht mehr und man könne den Kindern nicht gerecht werden, sagt er weiter.
Der Dachverband der Lehrerinnen und Lehrer LCH bestätigt gegenüber «20 Minuten», dass das Thema bereits seit Jahrzehnten Schweizer Lehrpersonen beschäftigt, und die Stimmen, die eine Überarbeitung des jetzigen Beurteilungssystems fordern, immer lauter werden.
Aargauer mit dem Notensystem zufrieden
Im Aargau bemerkt man laut Beat Gräub, stellvertretender Geschäftsführer des Aargauischen Lehrerinnen- und Lehrerverbands, keine verstärkte Zunahme von Lehrpersonen, welche sich kritisch gegenüber Noten äussern. So hätte es bis jetzt keine Fraktion oder Mitgliederorganisation des ALV gegeben, welche Noten oder gar Bewertungen an sich in Frage gestellt hätten.
Auch bei den Eltern sei eine Anpassung des heutigen Bewertungssystems kein Thema. Ganz im Gegenteil: «Wenn Kritik kommt, dann eher, wenn es keine Noten gibt», sagt Gräub. Es sei aber sicher so, dass es Einzelpersonen in der Lehrer- und Elternschaft gibt, welche die heutige Notengebung kritisch beurteilen.
Abhängig von der Schulstufe
Grundsätzlich komme es auch sehr auf die Schulstufe drauf an: «Gerade im ersten Zyklus, also Kindergarten und Unterstufe, herrscht wohl ein weitgehender Konsens, dass es eine Bewertung mit Noten nicht braucht», sagt Gräub. Im Kindergarten und der ersten Klasse sei dies sowieso schon der Fall. Bei der zweiten Klasse sei man sich im Rahmen einer Arbeitsgruppe mittlerweile ebenfalls einig, dass man keine Noten mehr wolle. Schliesslich sei dies dann aber auch ein politischer Entscheid.