Sie zählen zu den Reizwörtern in der Schweizer Politik: Bezeichnungen wie Wirtschaftsflüchtling oder Wirtschaftsmigrant. Insbesondere die SVP behauptet regelmässig, dass wegen der laschen Asylpolitik Wirtschaftsmigrantinnen und -migranten in die Schweiz kämen. Die türkische Zeitung «Sözcü» verbreitete ein Gerücht, das solche Befürchtungen bestätigte.
In der ersten Februarwoche behauptete die Zeitung in einem Artikel, dass die Schweiz wegen der Inflation neu türkischen Staatsangehörigen aus wirtschaftlichen Gründen Asyl gewähre.
«Das ist falsch»
Die Schweizer Botschaft in der Türkei informierte kurz darauf auf Instagram, dass es sich dabei um eine Falschmeldung handle. «Einige Medienunternehmen behaupten, dass Leuten aus der Türkei aus wirtschaftlichen Gründen Asyl in der Schweiz gewährt werde. Das ist falsch», hiess es im Post. Die Schweiz gewähre Menschen Asyl, denen aufgrund ihrer Rasse, Religion, Nationalität etc. Verfolgung drohe, stellte die Botschaft klar.
Vom Netz entfernt
Inzwischen ist der Online-Artikel der türkischen Zeitung verschwunden. Laut Pierre-Alain Eltschinger, Mediensprecher des Schweizer Aussendepartements (EDA), hat die Schweiz die Zeitung «Sözcü» umgehend auf die Falschinformation hingewiesen und eine Richtigstellung eingefordert. «Der besagte Artikel wurde mittlerweile von ‹Sözcü› vom Netz genommen.» Zusätzlich hätten die Schweizer Vertretungen und das Staatssekretariat für Migration (SEM) auf sozialen Medien in englischer und türkischer Sprache eine Richtigstellung der Schweiz verbreitet.
Die Hintergründe der Ente sind unbekannt. Der Schweiz lägen keine Informationen zu möglichen Absichten hinter der Verbreitung dieser Falschinformationen vor, sagt Pierre-Alain Eltschinger. «Es liegen auch keine Informationen dazu vor, ob wegen der Publikation dieser Falschinformationen in dieser Woche mehr türkische Asylgesuche in der Schweiz registriert wurden.»
Auflagenstärkste Zeitung
Bei «Sözcü» handelt es sich um eine regierungskritische Tageszeitung mit Sitz in Istanbul. Wegen Terrorunterstützung, Geheimnisverrat oder Präsidentenbeleidigung laufen verschiedene Gerichtsprozesse gegen das Blatt. Seit 2014 wird die auflagenstärkste Zeitung der Türkei auch in Deutschland vertrieben.