Fahrplan

DB kündigt Verspätung von 40 Jahren an - sogar Flughafen BER war schneller fertig

10.03.2023, 15:44 Uhr
· Online seit 09.03.2023, 15:32 Uhr
Der neue Deutschlandtakt hätte Verspätungen ausmerzen und 2030 in Kraft treten sollen. Nun hat die neue Fahrplanoffensive anscheinend selbst Verspätung: Mit dem neuen Plan wird erst im Jahr 2070 gerechnet – sogar der Berliner Flughafen war schneller fertig.
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Bis 2030 plante die Bahn «doppelt so viele Fahrgäste wie heute sicher und umweltfreundlich an ihr Ziel zu bringen» – war zumindest angedacht. Mit dem neuen Projekt «Deutschlandtakt» soll dies umgesetzt werden.

Als Vorbild für funktionierenden und pünktlichen öffentlichen Verkehr dient anscheinend die Schweiz. «Der Deutschlandtakt macht die Bahn zum Verkehrsmittel der Zukunft, von dem ein ganzes Land profitiert», heisst es auf der Homepage.

Projekt liegt im Zeitplan – sagt Beauftragter für Schienenverkehr

Und ein «Verkehrsmittel der Zukunft» ist wörtlich zu nehmen. Die Einführung verzögert sich nämlich um rund 40 Jahre, wie der «WDR» schreibt. Michael Theurer, Staatssekretär und Beauftragter der Bundesregierung für den Schienenverkehr sagte zwar, dass es «schlicht falsch» sei, von extremer Verzögerung zu sprechen. Es sei klar gewesen, dass es auf dem Weg zum Ziel zahlreiche Etappen geben werde, die sich über mehrere Jahre hinziehen würden.

Der 30-Minuten-Takt zwischen den grossen Metropolen Köln, Frankfurt, Mannheim, München und Nürnberg soll wie geplant 2025/2026 abgeschlossen sein, sagt Theurer. Das sei die nächste grosse Etappe und die Bundesregierung habe in dem Fall nicht zu viel versprochen.

Dass sich in Deutschland Bauarbeiten verzögern, ist allerdings nicht neu, wie diese Beispiele zeigen:

Unter der Kölner Altstadt wird das Streckennetz der Stadtbahn verlängert, um Norden und Süden effizienter zu verbinden. Bereits in den Siebzigerjahren wurde über das Projekt diskutiert und 2004 begann der Bau. Das Projekt hätte eigentlich 2010 oder 2011 fertiggestellt sein sollen. Aktuell liegt der Termin noch etwas weiter in der Zukunft. Die voraussichtliche Fertigstellung liegt jetzt frühestens im Jahr 2028.

Die deutsche Stadt Celle soll mit einer Ortsumgehung vom Durchgangsverkehr entlastet werden. Dieser Wunsch besteht gemäss diverser Medien bereits seit hundert Jahren. Seit 2000 ist das Projekt definitiv in Planung. Zwei der drei Abschnitte sind zwar fertig, 2016 kam dem Bau aber die Ansiedlung verschiedener Fledermausgattungen in die Quere. So müssen jetzt erst einmal «Fledermausbrücken» her, um den Lebensraum der Tiere zu schützen. Solche Brücken werden über stark frequentierten Strassen errichtet, um Fledermäusen ein gefahrloses Überqueren zu ermöglichen.

Dass Tiere – oder das Schützen der Tiere – extrem teuer werden kann, zeigt auch der Tunnel bei der A44. Weil mit dem Ausbau der A44 der Lebensraum des Kammmolchs gefährdet gewesen wäre, musste ein Tunnel her, in dem die Autobahn für einen gewissen Streckenabschnitt verschwindet. Dieser Tunnel – immerhin der zweitlängste Autotunnel Deutschlands – verursachte rund 50 Millionen Mehrkosten. Da es nur noch rund 500 Kammmolche gibt, gab der Bund also pro Molch etwa 100'000 Euro aus.

Ein weiterer Tunnel, der Unmengen an Geldern verschlingt, ist der Elbtunnel. Die Sanierung der Oströhre des alten Tunnels ist zwar abgeschlossen, die der Weströhre dauert aber länger als geplant. In der ersten Planung wurden die Kosten der Sanierung auf 16 Millionen Euro geschätzt, und begannen 2011. Ende 2024 hätten die Arbeiten beendet sein sollen. Der Termin hat sich aber um weitere zwei Jahre verschoben und die Kosten liegen nun bei 114 Millionen Euro.

Und last but not least, das Berliner Sorgenkind: der neue Flughafen BER in Brandenburg. Dieser hätte am 3. Juni 2012 in Betrieb genommen werden sollen. Zahlreiche Fehler in der Planung, Mängel beim Bau und andere Probleme machten den Flughafen als «ewiges Projekt» weit über die Landesgrenzen berühmt. Im Jahr 2006 begannen die Bauarbeiten. 14 Jahre später, am 31. Oktober 2020, konnte das Hauptterminal für den Passagierverkehr endlich eröffnet werden. Die ursprünglich eingeplanten 1,9 Milliarden Euro verdreifachten sich in den Jahren beinahe auf 5,9 Milliarden Euro.

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veröffentlicht: 9. März 2023 15:32
aktualisiert: 10. März 2023 15:44
Quelle: Today-Zentralredaktion

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