Über 50 Jahre galt die Boeing 747 als Ikone der Aviatik. Mit vier Triebwerken und mehr als 300 Sitzplätzen hat der Jumbo-Jet die Fliegerei massgeblich beeinflusst, verändert und revolutioniert. Die Flüge wurden billiger, schneller und ermöglichten mehr interkontinentale und direktere Flugrouten.
Im Jahr 1971 herrschte auch in der Schweiz Begeisterung. Zum einen wurde das Frauenstimmrecht auf Bundesebene eingeführt, zum anderen hob die erste zur Swissair-Flotte gehörende Boeing 747 in Zürich ab. Ziel des Fluges war die Weltmetropole New York.
Zweimotorige Flugzeuge übernehmen am Himmel
Jetzt wurde die letzte ihrer Art produziert und ausgeliefert. Die einstige Revolution macht Platz für neue und effizientere Flugzeuge. Dank technischer Fortschritte holten zweimotorige Jets in Sachen Reichweite und Kapazität auf. Im Einsatz bleiben die Jumbos aber trotzdem noch. Beispielsweise als Frachter, aber auch als Präsidenten-Kutsche. Die berühmte Maschine mit dem Namen «Air Force One», in der der US-Präsident und seine Gefolgschaft transportiert werden, ist eine umgebaute Boeing 747.
Für Aviatik-Experte und Journalist Kurt Hofmann sind mit dem Flugzeug viele Erinnerungen verbunden, erklärt er im Interview mit CH Media Radionews:
Was löst die letzte Boeing-747-Auslieferung in Ihnen aus?
Schon auch Emotionen. Die Boeing 747 hat mein persönliches Leben permanent begleitet. Damals hat jede Fluggesellschaft, die was von sich hielt, einen Jumbo gekauft. Ob sie ihn brauchten, oder nicht. Natürlich schade zu sehen, aber das Ende der grossen, vierstrahligen Flugzeuge ist einfach da. Das muss man akzeptieren.
Wie denken Sie, hat der Jumbo-Jet die Welt verändert?
Auch wenn es anfangs grosse betriebliche Probleme gab, konnte man aufgrund der hohen Sitzanzahl erstmals günstigere Flugtickets anbieten. Das Reisen wurde erschwinglicher. Der Jumbo hat viel dazu beigetragen, dass das Fliegen für jedermann leistbar geworden ist.
Kann man den Jumbo auch als Faktor der Globalisierung sehen?
Absolut. Auch, weil dadurch viele neue Strecken eröffnet wurden und der Jumbo wurde selber immer weiterentwickelt.
War der Jumbo auch technisch ein Wegweiser in die Zukunft?
Ja, natürlich war das der Wegweiser. Auch im Hinblick auf die Flughäfen. Die mussten angepasst werden und einige Airlines mussten auch feststellen, dass der Jumbo für sie einfach zu gross ist.
Wohin geht es in Zukunft mit der Aviatik?
Die Jumbos werden wir sicher die nächsten zehn, zwanzig Jahren noch fliegen sehen. Als Frachtversion und auch darüber hinaus, aber sie werden weniger werden. Die Richtung geht zu zweistrahligen Verkehrs-Flugzeugen. Auch 18-stündige Strecken, wie Singapur - New York, kann man bereits mit einem Airbus A350 fliegen. Solche Sachen werden wir mehr sehen.
Um es mit den Worten des Aviatik-Experten abzuschliessen: «Heute denken wir an den Jumbo, und was er alles für die Luftfahrt geleistet hat».
(roa)