Aargau

Wie klappt die länderübergreifende Zusammenarbeit in Sachen Wolf?

· Online seit 24.01.2024, 07:14 Uhr
Im Aargau hat ein Wolf Ende des letzten Jahres wohl mehrere Schafe gerissen. Zumindest bei einem ist es laut DNA-Probe ein Wolf gewesen. Auch in der Gemeinde Bernau ennet der Grenze sind kurz vor Jahresfrist zwei Rinder gerissen worden. Was bedeutet das eigentlich für die Zusammenarbeit beider Länder?
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Kurz vor Jahresende sind im Aargau mehrere Nutztiere tot aufgefunden worden. Zumindest in einem Fall in Rothrist wurde der Wolf als Übeltäter identifiziert, wie entnommene DNA-Proben zeigen. Ob das Raubtier auch für weitere Risse in der Region Zofingen zur selben Zeit verantwortlich ist, ist noch bestätigt. In Murgenthal verletzte ein Tier drei Schafe tödlich, fünf weitere mussten später erlöst werden. Besonders tragisch dabei, die acht Tiere waren trächtig. Der Schaden für den Schafshalter belief sich dort auf rund 15'000 Franken.

Wolfswelpe an Weihnachten überfahren

Auch ennet der Grenze in der Gemeinde Bernau haben Wölfe Rinder gerissen. Das haben die Untersuchungen genetischer Proben im Dezember gezeigt. In dieser Region sind seit 2023 wieder Wölfe ansässig, sogar eine Welpe war zur Welt gekommen. Allerdings soll dieser während der Weihnachtsfeiertage bei Schluchsee von einem Auto überfahren worden sein, wie der «SWR» schreibt. Es war der erste bekannte Wolfsnachwuchs seit rund 150 Jahren. Es sei demnach damit zu rechnen, dass es erst im Mai 2024 wieder Nachwuchs geben wird, teilt Felix Böcker, Leitung Fachbereich Monitoring der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) gegenüber ArgoviaToday mit.

Im Jahr 2015 war der erste Wolf wieder in Baden-Württemberg nachgewiesen worden, das Tier stammte aus der Schweiz. «Der Rhein ist für einen Wolf sicherlich kein Hindernis», erklärt Reto Fischer, Fachspezialist Jagd vom Kanton Aargau. Daher könne es vorkommen, dass ein Wolf die Grenze passiere und sowohl im Aargau als auch in Baden-Württemberg umher wandere. «Die Tiere können mehrere Hundert bis über Tausend Kilometer zurücklegen, wenn sie auf der Suche nach einem geeigneten Lebensraum oder einem geeigneten Partner sind», so Felix Böcker.

Länderübergreifender Austausch in Planung

Sollte ein Wolf aus Baden-Württemberg im Aargau ein Nutztier reissen, werden die zuständigen Behörden informiert. Ein fachlicher Austausch der FVA mit der Stiftung Kora - diese leitet im Auftrag des Bundes das Wolfsmonitoring - und den angrenzenden Kantonen besteht bereits. «Bei Entwicklungen zum Wolf, Luchs, Bären als auch Goldschakal, die aus fachlicher Sicht für relevant gehalten werden, informieren sich die Nachbarländer», sagt Böcker. Das bestätigt auch Fischer: «Ein regelmässiger Austausch mit Baden-Württemberg fand bereits bei anderen Wildarten statt und ist organisiert.» In Sachen Wolf sei dieser mit der FVA in Planung, allerdings noch nicht umgesetzt.

Wann dieser umgesetzt werden kann, ist allerdings unklar und könne nicht vorausgesagt werden, erklärt Erwin Osterwalder, kantonaler Fachspezialist Koordination Jagd. Das liegt vor allem daran, dass das neue Jagdgesetz bisher noch nicht in Kraft getreten ist. «Wir müssen noch abwarten, was der Bund dann beschliesst.» Laut revidiertem Jagdgesetz dürfen in der Schweiz Wolfsbestände unter bestimmten Voraussetzungen reguliert werden.

Unterschiedliche Regelung ennet dem Rhein

In Baden-Württemberg sind die Voraussetzungen jedoch andere. «Daher werden wir uns dahingehend schon absprechen, allerdings ist der Kanton oder das Land für den Wolf zuständig, wo er Nutztiere reisst und nicht, wo er registriert ist», sagt Osterwalder. «Wir können bereits proaktiv in den Bestand eingreifen, während das in Baden-Württemberg derzeit nicht der Fall ist.» Allerdings wurde auch in Baden-Württemberg kürzlich eine neue Regelung beschlossen, um einen Problemwolf abzuschiessen, wie das «SWR» berichtet.

«Allerdings ist das aber eher eine rollende Planung. Bis vor wenigen Jahren war der Wolf im Aargau noch gar kein Thema. Mittlerweile haben wir doch regelmässig ‹Durchzügler› im Kompartiment Jura, zu dem wir hier gehören», fügt Osterwalder an. Für ein effizientes Wolfsmanagement hat der Bund die jeweiligen Kantone in solche Kompartimente eingeteilt. «Und mit denen sind wir bereits im Austausch – die Tierkommunikation läuft da sehr gut.» Dazu wird der Kanton auch mit der FVA im Austausch bleiben, was mit dem Wölfen im Südschwarzwald passiert. «Jedoch müssen wir uns auch bewusst sein, dass wir uns im Aargau aktuell nicht mit einer Wolfsregulierung beschäftigen müssen», betont Osterwalder weiter.

veröffentlicht: 24. Januar 2024 07:14
aktualisiert: 24. Januar 2024 07:14
Quelle: ArgoviaToday

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